Auf, am und im Wasser

Arbeit gibt es auf, am und im Wasser immer. FOTO PIXABAY

Schwimmkran, Eimerkettenbagger oder Rammbär: Solches Spezialgerät steuern Wasserbauer bei Wind und Wetter. Die Fachkräfte sind im ganzen Land im Einsatz – manchmal schlafen sie sogar auf Schiffen.

04.09.2021

Es ist eine ganz eigene Welt, in die Marlo Heinrich eingetaucht ist: Der 22-Jährige ist auf Baustellen im Einsatz, verlegt Rohre, Leitungen oder Pflaster. Er arbeitet mit verschiedenen Werkstoffen wie Beton, Stahl und Metall, er erledigt Abbrucharbeiten und baut neue Uferwände auf. Was diese Baustellen von anderen unterscheidet, ist das Element Wasser. Denn Marlo Heinrich absolviert eine Ausbildung zum Wasserbauer. 

Bereits seit dem ersten Tag des Ausbildungsverhältnisses arbeitet er auf, am und im Wasser. „Können Sie gut schwimmen?“, war deshalb auch eine der Fragen im Bewerbungsgespräch, die der Fachabiturient mit Ja beantworten konnte. Das war dann allerdings erst die Abschlussfrage, viel wichtiger ist für Michael Wilms, Geschäftsführer der Firma Hülskens Wasserbau im niederrheinischen Wesel, dass Bewerber Motivation und ein gutes technisches Verständnis mitbringen.
 

Kaum bekannter Ausbildungsberuf

„Es gibt in diesem Bereich einen erheblichen Bedarf an Fachkräften, der schon seit einiger Zeit nicht mehr durch die Interessenten abgedeckt werden kann“, sagt Marc Wählen, Geschäftsführer Bundesfachabteilung Wasserbau beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in Berlin. Das gilt für Wasserbauunternehmen wie auch für die öffentlichen Gewässerverbände sowie den Bund, der für die Verkehrswassertrassen verantwortlich ist.

Die Ausbildung zum Wasserbauer ist kaum bekannt. Wenige haben eine Vorstellung davon, was auf Baustellen am Wasser zu tun ist. Das ging auch Marlo Heinrich so, der sich nach der Schule auch für den Beruf des Binnenschiffers interessiert hat. Bei der weiteren Recherche fand er dann allerdings die Aufgaben der Wasserbauer spannend.
 

Aufgaben unterscheiden sich je nach Arbeitgeber

Je nachdem, wo sie angestellt sind, bauen und unterhalten sie Bundes- und Landeswasserstraßen sowie weitere Gewässer. Sie kümmern sich auch um deren Bauwerke und Anlagen im Binnen- und Küstenbereich.

Dazu gehören Uferbefestigungen, Schleusen, Wehre, Dämme, Deiche und Regelungsbauwerke, wie Buhnen und Leitwerke.

Wer bei Bundes- oder Landesbehörden tätig ist, übernimmt zudem die Streckenkontrolle: Das heißt etwa Baumschnitt- und Mäharbeiten an den Gewässern, oder Wartung und Pf lege der Schifffahrtszeichen.
 

Mit Spezialmaschinen und Körpereinsatz

Marlo Heinrich hat sich für die Ausbildung bei einem Familienunternehmen entschieden.

Die Teams von Hülskens Wasserbau rücken an, wenn es schwierig wird: Denn ihr Gerätepark umfasst Spezialmaschinen wie Eimerkettenbagger, Stelzenpontons mit Hydraulikbaggern, Schwimmkräne sowie eigene Klappschiffe und Schubboote.

„Für das Setzen besonders großer und schwerer Tragelemente vom Wasser nutzen wir unsere eigenen Spezialpontons und -schiffe“, erläutert Helmut Hippen. Als Polier ist er Baustellenverantwortlicher und seit bald dreißig Jahren bei Hülskens Wasserbau.

Er betont, dass die technische Entwicklung vieler Spezialmaschinen die Arbeit erleichtert. „Aber dennoch müssen unsere Azubis körperlich fit sein. Wir sind bei Wind und Wetter draußen, es sei denn, ein Sturm legt unsere Kräne lahm.“

Wenig Privatsphäre bei Schiffsübernachtung Marlo Heinrichs ist zur Zeit in einem Team tätig, das den Hafen in Koblenz wieder fit macht. Es setzt sogenannte Spundwände für eine neue Hafenwand. Die Wasserbauer sind deutschland- und manchmal sogar europaweit im Einsatz - da ist Teamfähigkeit gefragt. Meist übernachten sie in Hotels, manchmal schlafen sie aber auch auf den Schiffen, „da hat man halt wenig Privatsphäre“, sagt der Auszubildende.

Der 22-Jährige musste sich erst daran gewöhnen, während der Arbeitswoche nicht daheim zu sein: „Mir war das zwar vorher klar, aber das war wirklich eine Umstellung. Allerdings wirkt sich der Montageeinsatz positiv auf die Vergütung aus.“ Angehende Wasserbauer bekommen in der Regel eine vergleichsweise gute Vergütung. Je nach Unternehmen und Region gibt es im ersten Ausbildungsjahr schon 890 Euro brutto pro Monat, im dritten bis zu 1495 Euro, zeigen Angaben der Bundesagentur für Arbeit. dpa