Zweitspülmaschine selten sinnvoll

An der heiklen Frage, wie man das Geschirr optimal hineinstellt, dürfte schon mehr zerbrochen sein als nur Tassen. FOTO: THISSEN/DPA

Glaubt man dem Netz, ist die Zweitspülmaschine im Trend. Eine neue Freiheit beim Spülen? Ein Blick auf die Fakten.

20.01.2024

Zwei Spülmaschinen statt einer? Einfach das Geschirr im Wechselbetrieb waschen und nicht mehr aus- und einräumen? Keine Geschirrstapel mehr auf der Arbeitsplatte? Klingt für viele Küchenfreunde wie eine gute Sache und taucht immer wieder als angeblicher Trend im Netz auf. Bei näherer Betrachtung erweist sich die Doppelspülmaschine oder der Spülmaschinenzwilling aber vor allem als eines: keine gute Idee.

Fangen wir beim Klimaschutz an: „Der wird mit den Füßen getreten“, sagt Inse Ewen. Sie ist Energieberaterin bei der Verbraucherzentrale Bremen und findet selbst nach viel Nachdenken keine wirklichen Argumente für zwei Spülmaschinen. „Es ist schon ein wenig verrückt, sowas zu machen“, sagt sie. Ihr Urteil: „Es geht nur um Bequemlichkeit.“

Eine ganze Liste von Gegenargumenten

Doppelter Energie- und Materialverbrauch bei der Herstellung. Doppelter Anschaffungspreis und Platzbedarf in der Küche. Möglicherweise höherer Energie-, Wasser- und Spülmittelverbrauch im Betrieb. Hinzu kommt: doppeltes Risiko für Wasserschäden durch die doppelte Menge an Wasserschläuchen und -anschlüssen. Die Liste der Gründe gegen den Doppelspülaufschlag ist lang.

Selbst den Geschirrschrank kann man mit einer zweiten Spülmaschine kaum einsparen. Zu unterschiedlich sind die Szenarien, was man für Geschirr wann braucht. Schon eine Fete kann die Routine durchbrechen, dann sind ganz andere Sachen in der Maschine als die Teller, Messer und Gläser, die man vielleicht für den normalen Alltag braucht. Und wer bekommt schon alle Teller, Schüsseln, Gläser und Co. in zwei Spülmaschinen unter?

„Die Öko-Bilanz eines Schrankes sieht sicher auch günstiger aus als die einer zweiten Spülmaschine“, sagt die Energieberaterin. Hinzu kommt: In vielen Küchen wäre mit einer zweiten Spülmaschine auch weniger Platz für sonstigen Stauraum. Und um die Ecke gedacht: Wer statt der Schranktür dauernd die Spülmaschinenklappe öffnet, verschleißt diese auch schneller.

Eine Sache für die, die es wirklich wollen

Aber ist es vielleicht nicht doch irgendwo sinnvoll? Im Prinzip nur, wenn es ständig ein kalkulierbares Geschirraufkommen gibt, so Ewen. Und aus praktischen Gründen lohne sich die Doppelspülmaschine auch nur dann, wenn man eh eine neue Küche plane. Dann könne man auch gleich einen weiteren Wasseranschluss legen. Das allerdings macht so eine Küche mit Doppelspülmaschine auch teurer. Es ist also eher eine Frage, ob man es wirklich will und nicht, ob man es wirklich braucht.

Wie üblich kann man das Bequemlichkeitsproblem auch mit Geld lösen. Wer sein Geschirr immer ohne Wartezeit zügig verfügbar haben will, kann auch nach Schnellspülmaschinen oder solchen aus der Gastro schauen, rät Inse Ewen. Die spülen deutlich zügiger als normale Haushaltsgeräte - kosten allerdings auch deutlich mehr. Und das nicht nur bei der Anschaffung, sondern durch ihren größeren Wasserverbrauch und Energiehunger auch im Unterhalt.

Allerdings: Es gibt ein anderes Haushaltsgerät, wo ein Duo durchaus sinnvoll sein kann. „Zwei Waschmaschinen sind gar nicht so unüblich“, sagt Inse Ewen. Zum Beispiel, um die Hundedecke oder die Reitkleidung von der restlichen Kleidung zu trennen. Für die Küche aber bleibt sie dabei: „Es geht nur um Bequemlichkeit.“ dpa