Zwischen den Zähnen saubermachen

Mit Vorsicht die Zahnflächen entlanggleiten

Morgens und abends gründlich die Zähne putzen, das reicht schon. Oder? Leider nein.

01.07.2021

Nach dem Essen Zähneputzen nicht vergessen - den Spruch kennt jedes Kind. Geht es nach Professor Dietmar Oesterreich, müsste dieser Vers noch mit einem Reim auf die Zahnzwischenräume erweitert werden. Also vielleicht so: „Vor dem Reich der Träume kommen die ...“ - na, Sie wissen schon.Der Grund: „Es gibt bestimmte Bereiche, die eine normale Zahnbürste nicht erreicht“, erklärt der Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. Schwachstellen sind überall dort, wo sich Zahn an Zahn reiht. Also in dem kleinen Raum dazwischen, in dem sich durchaus Bakterien ansiedeln und so Karies und Parodontitis verursachen können. Der Zahnmediziner Professor Stefan Zimmer plädiert dafür, am besten immer abends nach dem Zähneputzen die Zahnzwischenräume zu reinigen. „Alles, was man täglich macht, vergisst man nicht“, sagt der Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe.

Für die abendliche Reinigung spricht auch die Tatsache, dass der Speichel im Mund antibakterielle Stoffe enthält und er dadurch der Kariesentstehung entgegenwirkt.

Zahnseide mit Vorsicht anwenden

Das bekannteste Hilfsmittel dafür ist die Zahnseide. Sie zu benutzen, ist laut Oesterreich kein Hexenwerk. Bei falscher Anwendung kann das Zahnfleisch jedoch in Mitleidenschaft gezogen werden.

„Ziel bei der Reinigung mit Zahnseide ist es, an den gekrümmten Zahnflächen entlangzugleiten“, sagt der Experte. „Wenn man einfach hin und her scheuert, verletzt man das Zahnfleisch.“

Vor allem für Ältere sind nach Ansicht des Zahnarzts Interdentalbürsten meist besser geeignet. „Im Laufe des Lebens zieht sich das Zahnfleisch etwas zurück, auch Parodontitis kommt häufiger vor, so dass die Zahnzwischenräume offener liegen“, sagt er.

Kraft dosieren bei Interdentalbürsten

Es gibt sie in unterschiedlichsten Größen und Formen und von verschiedenen Anbietern. Am besten zeigt die behandelnde Zahnärztin oder ein Prophylaxeassistent die richtige Anwendung. „Die Bürste sollte nicht mit zu extremem Druck, aber auch nicht zu leicht durchgehen“, beschreibt Oesterreich.

Wer es gründlich machen möchte, schiebt die kleine Bürste sowohl von außen als auch von innen in den Spalt zwischen den Zähnen.

Stefan Zimmer spricht sich für Interdentalsticks aus. „Das ist eine Art dünner Zahnstocher aus Kunststoff, von einer Silikonschicht mit Noppen ummantelt.“ Diese gibt es in unterschiedlichen Dicken.

Die Sticks kann man nach Gebrauch abspülen und wiederverwenden. „Sie reinigen genauso wie eine Zahnseide, sind aber einfacher in der Handhabung“, sagt Zimmer. Entsprechend geringer ist die Verletzungsgefahr.

Keine Zahnpasta nutzen

Ein Tabu ist, bei der Reinigung der Zwischenräume Zahnpasta zu verwenden. Die enthält Schleif körper. „Wenn man dann noch zu feste schrubbt, kann man sich tatsächlich im Zwischenraum Teile der Zahnwurzel wegputzen“, warnt Zimmer.

Sein genereller Rat lautet: „Man sollte nie mit großer Kraft arbeiten. Und wenn man einen Widerstand spürt, darf man nicht versuchen, ihn mit Gewalt zu beseitigen.“ Lieber fragt man bei seiner Zahnärztin nach, ob und wie diese Stelle zu reinigen ist.

Zwischenraumkaries im Milchgebiss

Wenn ein Kind schon die Zahnputzregeln kennt, kann man doch auch bei ihm schon mit der Reinigung der Zwischenräume anfangen - oder? Durchaus richtig, wenn man Stefan Zimmer folgt. „Man sollte anfangen, sobald Backenzähne in nachbarschaftlichem Kontakt stehen“, rät er. Er sieht es allerdings realistisch: Die wenigsten Eltern reinigen ihren Vorschulkindern die Zahnzwischenräume. Text/Foto: dpa