Auf was beim Kindersitz achten?

Perfekt vorbereitet für die nächste Fahrradtour mit Mama. Ein Fahrradanhänger kann eine gute Alternative zum Kindersitz sein. FOTO: DPA

Kleine Passagiere: Für radelende Eltern stellt sich die Frage, wie sie ihre Kids am besten auf dem Fahrrad befördern. Ein genauer Blick auf die Kindersitze zeigt: Die größte Schwierigkeit ist die Montage.

12.03.2022

Wer sich einen Kindersitz für sein Fahrrad anschaffen will, muss zuerst herausfinden, wo er diesen am Rad anbringen möchte. „Die üblichste Variante ist die Montage hinter dem Sattel“, sagt Thomas Geisler vom Pressedienst Fahrrad (pd-f). Es gibt aber auch solche, die zwischen Sattel und Lenker oder vorn am Lenker angebracht werden können. „Am sichersten ist das Kind, wenn es hinten sitzt“, so Geisler. Bei einem Unfall sei es dort am besten geschützt.Er weiß aber auch: Einige Eltern haben ihr Kind lieber vor sich, weil sie es so besser im Blick behalten können. „Dafür kann man aber auch einen Rückspiegel anbringen“, so sein Tipp.Probefahrt ohne kleinen Passagier an Bord: René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) weist außerdem darauf hin, dass das zusätzliche Gewicht eines Kindersitzes am Lenker das Fahr- und Lenkverhalten spürbar beeinflusse. Er rät Eltern, mit einem neuen Kindersitz generell erst mal auf Probefahrt zu gehen: „Einfach etwas Schweres in den Kindersitz packen und Vollbremsungen, enge Kurven et cetera ausprobieren“. So könne man sich schon einmal an das Gefühl des Kindersitzes gewöhnen. 

Wer sich entscheidet, den Kindersitz hinter dem Sattel anzubringen, steht vor der Frage: am Sitzrohr oder am Gepäckträger? Beim Sitzrohr kann es vorkommen, dass unter dem Sattel nicht genügend Platz für den Kindersitz-Adapter ist. „Gerade bei kleinen Rahmengrößen oder einem abgesenkten Oberrohr passiert das schnell“, sagt Filippek. Eine einfache Lösung für dieses Problem: auf einen Kindersitz ausweichen, der am Gepäckträger befestigt wird. Dieser sollte das Gewicht des Kindersitzes aber auch tragen können – hier hilft wieder der Blick ins Handbuch.

Die Federung sorgt für Komfort

Mehr Komfort durch Federung: Filippek empfiehlt außerdem, einen Kindersitz mit eingebauter Federung zu kaufen, wenn man ihn auf dem Gepäckträger befestigen will. „Sonst spürt das Kind jede Delle in der Straße“. Außerdem sollten Eltern die Federung unter dem Sattel abdecken, weil sich das Kind sonst die Finger darin einquetschen könne. Grundsätzlich könne auf allen handelsüblichen Stadt- oder Trekkingrädern ein Kindersitz montiert werden, sagt Filippek.

Nur bei besonderen Rädern, die als Leichtbau konstruiert wurden und zum Beispiel aus Carbon bestehen, müsse man vorsichtig sein: „Es kann sein, dass die Rohre dann zu dünn sind und die Montage nicht aushalten.“ Es empfehle sich, einen Blick in die Betriebsanleitung des Fahrrads zu werfen oder es einfach zum Sitzkauf mitzunehmen.

Wann sich Hobbyschrauber besser zurückhalten: Passt der Adapter nicht ans Rad, werden manche Eltern selbst aktiv und schleifen weg, was im Weg ist. Hier ist allerdings Vorsicht geboten: „Wenn man etwas vom Rahmen wegschleift, also vom tragenden Teil, ist das hochproblematisch“ sagt Filippek. Es bestehe Gefahr, dass dieser überlastet wird und bricht. Er rät daher von solchen Aktionen dringend ab.

Wer den Sitz selbst montiert und einen Adapter am Sitzrohr nutzt, sollte außerdem aufpassen, dass er die Schrauben nicht zu fest anzieht: „Fünf Newtonmeter darf das Drehmoment maximal sein, das schafft man eigentlich locker aus dem Handgelenk“, erklärt Filippek. Ein weiterer Tipp: Es lohnt sich, einen Zweibeinständer an das Rad zu bauen. „Dann steht es auch sicher, wenn die Eltern das Kind in den Sitz setzen“

Der Fahrer muss mindestens 16 Jahre alt sein

Was rechtlich zu beachten ist: Für den Kindertransport auf dem Fahrrad gibt es nicht viele Regeln. „Der Fahrradfahrer muss mindestens 16 Jahre alt sein“, sagt Melanie Mikulla vom ADAC. Das Kind sollte mindestens neun Monate alt sein – dann kann es nämlich selbstständig sitzen. Auch ein Maximalalter gibt es: sieben Jahre. Ansonsten sei nur noch vorgeschrieben, Radverkleidungen anzubringen, die dafür sorgen, dass die Füße der Kinder nicht in die Speichen geraten, so Mikulla.

Wer generell größere Kinder mitnehmen möchte, kann zu Lastenrädern wie etwa Mid- oder Longtails greifen, so Thomas Geisler. Für die sind spezielle Sitzeinrichtungen mit Fußrasten und einem extra Griff zum Festhalten verfügbar. Nicht gesetzlich vorgeschrieben ist ein Gurt – sinnvoll und eigentlich an jedem Kindersitz vorhanden ist er dennoch.

Gleiches gilt für den Fahrradhelm: Für Kinder im Kindersitz ist er nicht rechtlich vorgeschrieben, trotzdem sollte er aufgesetzt werden. „Am besten kauft man ein Modell, das am Hinterkopf abgeflacht ist. Sonst kann sich das Kind nicht richtig anlehnen“, sagt René Filippek.

Kindersitz vs. Anhänger: Bei der Frage Anhänger oder Kindersitz gibt Thomas Geisler zu bedenken, dass die Kinder in einem Anhänger besser geschützt seien. Der Kindersitz hat dafür andere Vorzüge: „Ein Kindersitz ist deutlich günstiger, der kostet vielleicht ein Zehntel von dem, was man für einen Anhänger hinlegt“, sagt er. Außerdem sei ein Kindersitz platzsparender. Auch in der Agilität habe er dem Anhänger etwas voraus: „Der Anhänger ändert das Fahrverhalten. Er schiebt von hinten, das merkt man vor allem beim Bremsen“, so Geisler. Auch enge Kurven zu fahren sei schwer.

Egal, für welche Art von Kindersitz sich Eltern entscheiden – vorn oder hinten, auf dem Gepäckträger oder am Sitzrohr befestigt – letztendlich sei laut Geisler vor allem eines wichtig: „Eltern sollten sich mit dem Kindersitz wohlfühlen – und sicher im Straßenverkehr.“ dpa