Wie kann man das Kind in die Ereignisse miteinbeziehen, ohne es zu überfordern? Leicht neigt man dazu, das Thema Tod von Kindern fernzuhalten, weil man sie nicht belasten möchte. Vielleicht resultiert diese Haltung auch aus eigener Unsicherheit. Doch sollten Sie Kinder nicht unterschätzen. Sie haben ihre eigene Art, mit Verlusten umzugehen, und sie spüren, wenn etwas Schlimmes passiert ist. Die meisten Menschen finden es schwierig, mit Kindern über Tod und Sterben zu sprechen. Doch der Tod ist unausweichlicher Teil des Lebens. Auch unseren Kindern wird er begegnen. Indem wir mit Kindern offen über den Tod sprechen, können wir ihnen wichtige Informationen geben, sie auf Krisen vorbereiten und sie beruhigen. Dadurch, dass wir ihnen mit Interesse und Respekt zuhören, ermutigen wir sie, uns ihre Gedanken, Fragen und Ängste mitzuteilen. So erfahren wir, was sie schon über den Tod wissen und wo sie vielleicht falsche Vorstellungen haben.
Wir können ihnen helfen, indem wir ihnen Informationen geben, Trost spenden und Verständnis zeigen. In welcher Situation und wie wir mit den Kindern über den Tod sprechen, wird von deren Alter und Erfahrungen abhängen. Und es hängt von unseren eigenen Erfahrungen, Überzeugungen und Gefühlen ab, sowie der konkreten Situation, in der wir uns befinden. Das Schwierigste dabei ist wahrscheinlich, dass wir gleichzeitig mit unseren eigenen Gefühlen und Überzeugungen konfrontiert sind. Die folgenden grundlegenden Informationen können sicherlich nicht allen Situationen gerecht werden. Aber sie können hilfreich sein.
Viele Menschen ziehen es vor, nicht über Themen zu sprechen, die emotional belastend sind. Wir hoffen vielleicht, unseren Kindern so Ängste und Leid ersparen zu können. Vielleicht sind wir auch einfach selbst überfordert. Doch selbst wenn wir etwas nicht aussprechen, teilen wir etwas von uns mit: Unsere Stimme, unsere Mimik, unser Verhalten zeigen, dass etwas anders ist als normal. Kinder sind sehr gute Beobachter. Sie spüren, dass etwas Schwerwiegendes geschehen ist.
Wenn Erwachsene nicht darüber sprechen, wagen Kinder häufig nicht, von sich aus Fragen zu stellen. Es kann sein, dass wir unsere Kinder durch unser Schweigen nicht beschützen, sondern zusätzliche Sorgen bei ihnen hervorrufen, über die sie wiederum nicht mit uns sprechen können. Das Unausgesprochene, Unbekannte kann für Kinder jedoch viel schlimmer sein als die Konfrontation mit der Wirklichkeit.
Auf der anderen Seite ist es auch nicht gut, Kinder mit Informationen zu konfrontieren, die sie nicht verstehen können oder die sie gar nicht wissen möchten. Die folgenden Anregungen können Ihnen hierbei jedoch eine Hilfe sein:
• Versuchen Sie offen zu sein dafür, wann Ihr Kind das Bedürfnis hat, über etwas zu sprechen und wann es nicht dazu bereit ist.
• Bewahren Sie sich eine offene zugewandte Haltung, die das Kind ermutigt zu sprechen.
• Achten Sie auf die Gefühle des Kindes und respektieren Sie sie.
• Wenn Sie selbst aufgewühlt sind: Erklären Sie dem Kind aufrichtig, was Sie bewegt.
• Beantworten Sie Fragen mit einfachen, altersgerechten Worten in kurzen Sätzen. Vor allem kleine Kinder können nur begrenzte Mengen an Informationen aufnehmen.
• Verwenden Sie konkrete, vertraute Beispiele. Der Tod kann zum Beispiel verständlicher werden, wenn man ihn als Abwesenheit von Lebenszeichen erklärt, die das Kind kennt: ein Mensch, der tot ist, kann nicht mehr atmen, essen, sprechen, denken oder fühlen.
• Vergewissern Sie sich, ob das Kind das Gesagte verstanden hat.
• Kinder lernen durch Wiederholung. Wichtig ist, dass Ihr Kind Fragen mehrfach stellen darf und Antworten wieder und wieder hört.
• Sie müssen nicht auf alles eine Antwort wissen. Ein aufrichtiges „Darauf weiß ich im Moment auch keine Antwort“ wird für das Kind beruhigender sein als eine Erklärung, die Sie selbst nicht überzeugt.
• Achten Sie darauf, welche falschen Vorstellungen vom Tod das Kind entwickeln könnte. Manche Kinder verwechseln Tod und Schlaf. Das kann auch durch die beschönigende Sprache von Erwachsenen gefördert werden („Ewige Ruhe“ oder „eingeschlafen“). Als Folge kann ein Kind Angst davor bekommen, ins Bett zu gehen und zu schlafen.
Das Überbringen einer Todesnachricht ist keine einfache Aufgabe. Die folgenden Anregungen können als Orientierung dienen:
• Informieren Sie das Kind möglichst bald. So signalisieren Sie, dass es zur Familie gehört und auch in Krisensituationen nicht ausgeschlossen wird. Außerdem verhindern Sie, dass das Kind die Information womöglich durch Dritte erhält.
• Überbringen Sie die Nachricht in einfachen Worten.
• Wenn Sie sich mit der Aufgabe überfordert fühlen, sollten Sie eine weniger stark betroffene Bezugsperson des Kindes bitten, Sie zu begleiten und, falls nötig, auch an Ihrer Stelle zu sprechen.
Für Ihr Kind kann es wichtig sein, den Verstorbenen zu sehen und vielleicht auch zu berühren, um sich zu verabschieden. Es kann ihm helfen, die Endgültigkeit des Abschieds zu verstehen, und es verhindert, dass es in seiner Fantasie verunsichernde Vorstellungen entwickelt („Hat vielleicht ein anderer Verstorbener im Sarg gelegen?“ „War der Opa vielleicht gar nicht wirklich tot?“).
Die Teilnahme an der Beisetzung kann Ihrem Kind helfen, den Tod als Realität anzuerkennen. Sie bietet ihm die Möglichkeit, Abschied zu nehmen. Ein Kind sollte nur teilnehmen, wenn es dies selbst möchte. Damit es dies entscheiden kann, sollten Sie vorher mit ihm besprechen, was geschehen wird. Dem Kind sollte klargemacht werden, dass zu einem solchen traurigen Anlass Menschen ihre Trauer in unterschiedlicher Weise zeigen und dass manche auch weinen werden. Auch hier ist es sehr hilfreich, wenn Sie dem Kind eine erwachsene Bezugsperson zur Seite stellen, welche das Kind gut kennt und nicht zu den Haupttrauernden gehört. www.aeternitas.de