Die Regeln für gutes Zähneputzen

Bei einer elektrischen Zahnbürste kommt zusätzlich zur Bewegung der Hand die Vibration des Bürstenkopfes dazu. Das hilft dabei, den Zahnbelag gründlich zu entfernen. FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA-TMN

Zähneputzen gilt als Routine schlechthin. Beim Schrubben und Bürsten sind wir aber oft nicht so sehr bei der Sache.

08.04.2023

Bürste her, Zahncreme drauf - und es kann losgehen. Laufen diese Handgriffe bei Ihnen morgens und abends nahezu automatisiert ab? Das kann auf die schlagen. Zwei Sorgfalt Zahnärzte verraten, worauf es bei der Zahnpflege wirklich ankommt - und warum Sie abends besser anderthalbmal Zähne putzen.

- Die Bürste: Elektrisches Modell oder Handzahnbürste?

„Mit einer elektrischen Zahnbürste erzielen die meisten Patientinnen und Patienten weitaus bessere Ergebnisse“, sagt Roland Frankenberger. Er ist Professor für Zahnerhaltung an der Philipps-Universität Marburg und am Universitätsklinikum Gießen und Marburg.

Wer gut putzt, bekommt die Zähne zwar auch mit einer Handzahnbürste sauber. „Aber da die meisten Leute zu kurz oder falsch putzen - und vor allem ältere Menschen mit den Händen nicht mehr so agil sind - empfehle ich meinen Patientinnen und Patienten immer die elektrische Variante."

Denn bei einer elektrischen Zahnbürste bewegt sich zusätzlich zur Hand auch der Bürstenkopf. Somit wird mehr Plaque - also bakterieller Zahnbelag - entfernt. Aber: ,,Die elektrische Zahnbürste nimmt einem die Arbeit nicht ab", sagt Prof. Stefan Fickl, Zahnarzt und Autor („Auf den Zahn gefühlt") „Auch mit der elektrischen Zahnbürste sollte die richtige Technik angewendet werden."

- Die Technik: Ist ,,Kai" noch aktuell?

,,Kai" ist die Abkürzung für „Kauflächen, Innenflächen, Außenflächen" und dürfte die Reihenfolge sein, die die viele von uns als Kinder gelernt haben. „Die Kai-Technik soll dabei helfen, sich zu merken, wo man schon geputzt hat“, sagt Roland Frankenberger.

Aber es gibt noch eine andere Vorgehensweise: die Bass-Technik, benannt nach dem amerikanischen Arzt Charles C. Bass. Und so geht's: Man setzt die Zahnbürste in einem 45 Grad-Winkel am Zahnfleischrand an und führt dort circa zehn kleine rüttelnde Hin- und Herbewegungen durch. Dann wischt man in Richtung der Kauflächen in kreisenden Bewegungen aus.

- Die Dauer: Kann ich es auch übertreiben?

Zweimal zwei Minuten pro Tag sind eine gute Faustregel. „Die meisten Leute putzen ihre Zähne täglich insgesamt nur 30 Sekunden", sagt Roland Frankenberger. Das ist entschieden zu kurz. Allerdings hängt die Putzdauer auch von der Gebisssituation ab. „Wer weniger Zähne hat, ist schneller durch. Wer eine Zahnspange, Brücken oder Implantate trägt, braucht meist etwas länger."

Bei der richtigen Technik kann man übrigens nicht zu lange putzen. „Worauf man aber achten sollte, ist, dass man vor allem am Zahnfleischansatz mit der Zahnbürste nicht zu fest drückt", sagt Fickl. Denn das kann dem Zahnfleisch langfristig schaden."

- Das Timing: Vor oder nach dem Frühstück?

„Das Wichtigste ist, die Zähne abends vor dem Schlafengehen gründlich zu putzen", sagt Fickl. Denn nachts wird weniger Speichel produziert, der die Zähne vor Säure und Bakterien schützt. Und was ist mit der morgendlichen Putzrunde? „Die meisten Leute haben morgens nicht so viel Zeit und putzen des Frischegefühls im Mund wegen", sagt Frankenberger. „Das ist in Ordnung. Ich nenne meinen Patientinnen und Patienten als Faustregel, dass sie morgens ein halbes Mal und abends 1,5 Mal putzen sollen."

Übrigens: Studien zeigen dem Zahnarzt zufolge, dass es egal ist, ob man vor oder nach dem Frühstück die Zähne putzt. Und: „Dass man nach dem Verzehr säurehaltiger Speisen fünfzehn Minuten warten soll, hat sich als falsch erwiesen", sagt Frankenberger.

- Die Zahncreme: Was muss in der Tube stecken?

Die Zahnpasta sollte genug Fluorid enthalten. „Eine ganz normale Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1.450 ppm ist wunderbar geeignet, um die Mundgesundheit zu erhalten“, sagt Roland Frankenberger. Kritisch sieht der Experte Zahnweißpasten. „Wenn einem die Zähne zu gelb erscheinen, kann man ein Bleaching vom Zahnarzt durchführen lassen."

- Braucht es Zwischenbürsten und Spülung wirklich?

„Bei der Vorbeugung gegen Karies und Parodontitis hilft die Zahnbürste am allermeisten", sagt Roland Frankenberger. Mundspülungen können ein frisches Atemgefühl verleihen oder gegen Mundgeruch helfen. „Mundspüllösungen schaden nicht, aber sie kosten viel und nützen wenig", sagt Stefan Fickl. dpa-tmn