Krebsvorsorge

Foto: Adobe Stock/ MVZ Hansaklinik

Ulrike Böhm-Heffels sprach mit dem Ärztlichen Leiter der Hansaklinik, Dr. Richard Koch, über die verschiedenen Formen von Hautkrebs und seinen Vorstufen.

01.07.2021

Im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Hansaklinik in Dortmund sehen die Hautärzte und -ärztinnen täglich verschiedene Formen von Hautkrebs und seinen Vorstufen. Dr. Richard Koch im Interview. Hallo Dr. Koch, nutzen die Patienten die Möglichkeit zur Hautkrebsvorsorge?Erfreulicherweise tun sie das tatsächlich, und zwar inzwischen in einem Umfang, den ich noch vor ein paar Jahren gar nicht erwartet hätte. Allein in unserer Praxis führen wir jährlich ca. 15.000 Vorsorge-Untersuchungen durch. Bemerkenswerterweise ist die videomikroskopische Hautkrebsvorsorge eine der am häufigsten Nachgefragten Selbstzahler-Leistungen, was durchaus für das Vorsorge-Bewusstsein unserer Patienten spricht, wie ich finde.

Reicht es überhaupt aus, die Vorsorge erst ab 35 Jahren und dann nur alle zwei Jahre vornehmen zu lassen, so wie es die Krankenkassen in ihrem Vorsorgeprogramm verankert haben?

Diese Frage wird mir auch von unseren Patienten regelmäßig gestellt. Bei meiner Antwort bitte ich immer für ein gewisses Verständnis für die gesetzlichen Krankenkassen, die ja angehalten sind, sämtliche angebotenen Leistungen auch unter wirtschaftlichen Aspekten zu bewerten. Dies ist letztlich der Grund, warum die Kosten für die Hautkrebs-Vorsorge erst ab einem bestimmten Alter und dann lediglich alle zwei Jahre übernommen werden.

Rein medizinisch wäre es zweifellos ratsam, bereits vor dem 35. Geburtstag mit der Hautkrebsvorsorge zu beginnen, da gerade der gefährliche sog. „schwarze Hautkrebs“ häufig auch junge Menschen betrifft. Und da insbesondere diese Hautkrebs-Variante sehr frühzeitig metastasiert, also im Körper des Erkrankten streut, wäre eine jährlich durchgeführte Früherkennung hilfreich, um genau dies zu verhindern.

Stellen auch Sie im Praxisalltag die seit Jahren deutlich steigenden Fälle von Hautkrebs-Vorstufen und Hautkrebs fest?

Das tun wir. Sowohl der bereits angesprochene „schwarze Hautkrebs“, als auch verschiedene Formen des sog. „weißen Hautkrebs‘“ beobachten wir in spürbar steigender Anzahl. Dies hat sicherlich verschiedene Gründe.

Zum einen die stetig steigenden Lebenserwartung, zum anderen das in den letzten Jahrzehnten veränderte Freizeitverhalten, welches mit einer vermehrten Sonnen-Belastung einhergeht. Auch konsequenter in Anspruch genommene Vorsorge-Untersuchungen führen natürlich zu einer steigenden Zahl von diagnostizierten Hautkrebs-Fällen.

Welche Formen sehen Sie am häufigsten?

Der in erster Linie UV-Lichtverursachte „weiße Hautkrebs“ findet sich deutlich häufiger als der teilweise veranlagte „schwarze Hautkrebs“. Da sich die Sonnen-Belastung im Laufe des Lebens aufsummiert, finden wir die verschiedenen Formen des „weißen Hautkrebs‘“ häufiger bei älteren Patienten, während auch junge Erwachsene und leider sogar Kinder am gefährlichen „schwarzen Hautkrebs“ erkranken.

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Dr. Richard Koch, Ärztlicher Leiter der Hansaklinik

Wie alt sind die Patienten im Schnitt?

Bei dem „weißen Hautkrebs“ beträgt das Durchschnittsalter der Erkrankten ca. 60 Jahre. Der „schwarze Hautkrebs“ kommt besonders oft zwischen 18 und 30 und mit Mitte 50 vor.

Angesichts immer aggressiver werdender Sonneneinstrahlung: Müssen wir uns auch in unserer Gegend bereits bei bedecktem Himmel nur mit Sonnenschutz im Freien aufhalten, wenn uns unsere Haut lieb ist?

Ich berate meine Patienten eigentlich immer folgendermaßen: Für hellhäutige Menschen ist auch in unseren Breiten ist ein konsequenter Sonnenschutz in den Monaten April bis Oktober Pf licht. In dieser Zeit sollte der verwendete Lichtschutzfaktor nicht unter 30, besser noch über 50 liegen. Im Winterhalbjahr bietet es sich an, eine Gesichtscreme mit integriertem Sonnenschutz, in der Regel LSF 15, zu verwenden. Männern mit lichtem Haupthaar oder Glatze rate ich zum ganzjährigen Tragen einer geeigneten Kopfbedeckung im Freien.

Was raten Sie Eltern von kleinen Kindern, gerade jetzt im Sommer, wenn Reisen allmählich wieder möglich werden?

Dieses Thema liegt mir ganz besonders am Herzen! Bei Kindern ist ein besonders gewissenhafter, konsequenter Sonnenschutz zwingend erforderlich! Kindliche Haut nimmt bereits unter mäßiger Sonnen-Einwirkung nachhaltigen Schaden. Selbst eine dezente Bräunung der kindlichen Haut ist bereits Ausdruck einer zu hohen UV-Einwirkung und sollte zu keinem Zeitpunkt auftreten. Neben maximal-wirksamen Sonnenschutz-Mitteln, in Europa mit „50+“ deklariert, gehören ein Sonnenhut mit ausreichend breiter Krempe und auch eine Sonnenbrille zum Schutz der ebenfalls UV-sensiblen Augen unbedingt dazu. Für Situationen besonders intensiver Sonnen-Einwirkung, wie z. B. Bade-Urlaube oder Freibad-Besuche, rate ich dringend zum Tragen von speziellen Sonnenschutz-Textilien, die einen signifikant höheren Schutz bieten als Sonnencremes, die insbesondere im Wasser ihre Schutzwirkung rasch verlieren. Eltern sollten beim Kauf möglichst auf den „UV Standard 801“, achten, der besonders hochwertige Sonnenschutz-Kleidung ausweist.

Weitere Informationen zum Thema Hautkrebs und Vorsorge unter www.hansaklinik.de