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Sodbrennen kennt fast jeder– diesen brennenden Schmerz, der vom Oberbauch bis in den Hals zieht. Ursache ist ein Rückfluss von salzsäurehaltigem Magensaft in die Speiseröhre.„Gelegentliches Sodbrennen ist kein Grund zur Sorge“, so PD Dr. Markus Reiser, Chefinternist und Gastroenterologe am Standort der Paracelus-Klinik Marl. „Wer jedoch mehr als ein- bis zweimal pro Woche darunter leidet oder bereits unter Komplikationen wie einer Speiseröhrenentzündung oder einer Verengung der Speiseröhrenschleimhaut leidet, sollte ärztliche Hilfe aufsuchen.“
Am Klinikum Vest besteht diese aus gleich drei Säulen unter einem Dach des Refluxzentrums: Neben Dr.Reiser sind das Dr. Matthias Ross, Chefarzt für Gastroenterologie am Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen, sowie Prof. Dr. Martin Büsing, renommierter Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie. Die Experten standen jetzt Rede und Antwort.
Was sind Ursachen für krankhaftes Sodbrennen?
Dr. Ross: Der Übergang zwischen Magen und Speiseröhre wird durch einen komplexen Verschlussmechanismus abgedichtet. Zu den Bestandteilen gehören der ringförmige Schließmuskel
der Speiseröhre und das Zwerchfell, das eine zusätzliche muskuläre Zange auf Höhe des SpeiseröhrenSchließmuskels bildet. Diese Funktion kann durch verschiedene Faktoren gestört sein. Dazu zählen LifestyleFaktoren wie Alkohol- und Nikotinkonsum, fett- und zuckerreiche voluminöse Mahlzeiten sowie Übergewicht. Häufig kommen anatomische Probleme wie ein Zwerchfellbruch hinzu.
Warum kann das gefährlich werden?
PD Dr. Reiser: Bei häufigem Sodbrennen kann es zur Verätzung und Entzündung der Speiseröhre kommen, wir sprechen dann von einer Refluxösophagitis. Daraus können sich weitere Komplikationen entwickeln, etwa eine narbige Engstelle, eine Veränderung der Schleimhaut, die wir Barrett-Schleimhaut nennen. Darin kann sich ein Speiseröhrenkrebs entwickeln, der wegen der schlechten Prognose besonders gefürchtet ist.
Welche Untersuchungen sind für wen erforderlich?
Dr. Ross: Insbesondere bei jüngeren Patienten unter 40 Jahren mit typischem Sodbrennen und Fehlen von Alarmsymptomen ist eine
genaue Anamnese und körperliche Untersuchung ausreichend. Liegen dagegen untypische Beschwerden, Probleme beim Schlucken, ein ungewollter Gewichtsverlust oder Blutarmut vor, stehen weitere Untersuchungen an. Kernstück ist die endoskopische Untersuchung der Speiseröhre, des Magens und des Zwölffingerdarms, umgangssprachlich die Magenspiegelung. Dabei können auch Gewebeproben aus der Speiseröhre für eine pathologische Diagnostik entnommen werden.
Und bei unklaren Befunden?
PD Dr. Reiser: Bei unklaren Befunden oder wenn eine Therapie mit Säureblockern keine Besserung erzielt, ist eine weiterführende Diagnostik in Form einer 24- Stunden-Säure-Messung (pH-Impedanz-Messung) sowie eine Messung der Speiseröhrenbewegung (Manometrie) ratsam. Bei der pHImpedanzmessung wird eine dünne Sonde über die Nase in der Speiseröhre oberhalb des Schließmuskels platziert. So kann dann die Zahl der Refluxereignisse und die Säurekontaktzeit ermittelt werden. Die Auswertung dieser Untersuchungen ist kompliziert und wird durch künstliche Intelligenz unterstützt. Während wir an beiden Standorten endoskopieren, sind die Speiseröhren Manometrie und die pH-Impedanzmessung nur in der Paracelsus-Klinik möglich.
Wie sollte Sodbrennen behandelt werden?
Dr. Ross: Neben allgemeinen Verhaltensregeln wie Gewichtsreduktion, Verzicht auf Alkohol- und Nikotin sowie Meidung später, voluminöser Mahlzeiten werden Säureblocker zunächst für vier bis acht Wochen eingesetzt. Bei nicht abheilender Speiseröhrenentzündung sollte die Indikation für eine Anti-Reflux-Operation geprüft werden.
Wann kommen Operationen in Frage?
Prof. Dr. Büsing: Korrekterweise erfolgt die Therapie zunächst immer konservativ. Im Vordergrund steht die Lebensstilveränderung, und jeder, der betroffen ist, kennt die Auslöser meistens sehr genau! Erst bei hartnäckigen Beschwerden muss eine Operation empfohlen
werden. Häufig wird dabei aus dem oberen Magenanteil eine Manschette gebildet, die das defekte Verschlussventil der Speiseröhre unterstützt. Mit dieser sogenannten Fundoplikatio kann oft weitgehende Beschwerdefreiheit erreicht werden. Langfristig können viele Patienten auf Medikamente verzichten.
Was versteht man unter einem LINX-System?
Prof. Dr. Büsing: Das ist ein
modernes Verfahren zur Unterstützung des Speiseröhrenventils. Kleine, miteinander verbundene TitanKugeln werden als Kette um die Speiseröhre gelegt. Sie sind magnetisch und ziehen sich an. So wird die Speiseröhre minimal eingeengt. Bei der Operation muss sehr exakt der Umfang der Speiseröhre ausgemessen werden, dazu gibt es spezielle Messgeräte.
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