Gemütlich und einladend: So sollte eine Wohnung sein. Doch wer Mitbewohner hat, weiß, dass die Vorstellungen vom Wohnen oft auseinandergehen. Wie schafft man eine Umgebung, in der sich wirklich alle wohlfühlen? Netflix-Star und Einrichtungsexpertin Marie Kondo („Aufräumen mit Marie Kondo“) und Wohnpsychologe Uwe Linke, der für die Sat1-Serie „Hochzeit auf den ersten Blick“ Paare beim Zusammenziehen unterstützt hat, geben Tipps:
1. Ein Kompromiss ist keine Lösung
Auch wenn es manchen Bewohnern nicht ganz so wichtig sein mag, welches Sofa gekauft wird oder wo genau die große Pflanze steht: „Die Einrichtung sollte ein gemeinsames Projekt sein, damit alle zufrieden sind“, rät Wohnpsychologe Uwe Linke.
Was bedeutet, dass gemeinschaftlich genutzte Räume mit allen beraten werden. „Man spricht sich ab, welche Aufgabe der Raum erhalten soll“, sagt Linke. Dabei gehe es sowohl um Funktionen als auch um Emotionen also die Frage, wie man sich im Raum fühlen will.
Bewohner mit sehr unterschiedlichen Einrichtungsvorlieben tendieren dazu, einen Kompromiss zu finden. Das sei aber keine Lösung, so der Therapeut: „Man einigt sich auf eine Einrichtung, mit der alle gerade noch so leben können.“ Linkes Rat lautet stattdessen: Die Einzelinteressen sollten sich im Raum wiederfinden.
2. Das Wohlfühlen beginnt an der Tür
Der Eingangsbereich einer Wohnung und eines Hauses ist der erste Raum, den man von außen kommend betritt. Er gibt damit den ersten Eindruck. „Sorgen Sie dafür, dass der Raum einladend wirkt, indem Sie einen Platz für die Schuhe einrichten und eine Bank oder einen Stuhl aufstellen, damit man sich beim Ausziehen der Schuhe hinsetzen kann“, rät Marie Kondo.
Wenn genügend Platz vorhanden ist, empfiehlt sie, einen Tisch mit Blumen oder Kerzen aufzustellen. „Einladende Düfte von Kerzen können die Atmosphäre eines jeden Raumes verändern und ihm mehr Behaglichkeit verleihen“, so die aus Einrichtungsexpertin Los Angeles.
3. Einrichtung soll Emotionen hervorrufen
„Es bleibt oft bei weißen Wänden, obwohl warme Farben viel gemütlicher sind“, sagt Wohnpsychologe Uwe Linke. Sein Rat: Durch Farben, aber auch Materialien, Dekorationen und Pflanzen eine Wohnumgebung schaffen, die emotional anregt.
So wirken Vorhänge, Teppiche und natürliche Oberflächen aus Holz wohnlich, ebenso mehrere Lichtquellen im Raum. Die Möbel stehen am besten locker und nicht zu dicht. Von den Sitzmöbeln aus sollte man einen schönen Blick in den Raum haben.
4. Das Zuhause ist kein Museum
Ordnung trägt dazu bei, dass man Ruhe findet, sich auf das Wesentliche konzentriert und zufrieden lebt. Unordentliche Räume lenken hingegen schneller ab und verwirren, was Stress auslösen kann. Daher motiviert Ordnungsberaterin Marie Kondo Menschen zum Aufräumen - und auch zum Aussortieren und Strukturieren. Für Gegenstände, die man behalten will, empfiehlt sie einen festgelegten Platz in der Wohnung.
„Ordnung ist ein täglicher Prozess“, sagt Uwe Linke. Allerdings findet er, man sollte es damit auch nicht übertreiben. „Perfekt aufgeräumte Räume, die nach Museum ausschauen, finden die meisten Menschen abstoßend. Sie signalisieren uns, dass wir in der Kreation stören.“
Wohnlicher wirke es allein schon durch „unordentliche“ Kleinigkeiten: Wenn ein Buch oder eine Zeitschrift herumliegen dürfe oder die Decke auf dem Sofa nicht sauber gefaltet sei, so Linke.
5. Jeder Raum bekommt ein Einrichtungsmotto
Es ist nicht einfach mit dem Einrichten. Denn: Bestimmte Stile oder die Art, wie die Einrichtung arrangiert wird, können „unordentlich wirken - obwohl der Raum aufgeräumt ist. Daher braucht jeder Raum ein Motto, sagt Uwe Linke.
Das Einrichtungsmotto ergibt sich oft mit der Ausstattung, die man nicht so schnell ändern kann: zum Beispiel der Holzfußboden oder ein farbiger Heizkörper. Zu diesen Gegebenheiten stimmt man die restliche Einrichtung ab, um zu einer ruhigen Gestaltung zu kommen“, so Linke. Eine andere Möglichkeit ist, das Motto selbst festzulegen. Etwa mit einer farbigen Wand, zu der Möbel und Accessoires passend gewählt werden.
Anordnung. Ruhe in die Dekoration bekommt man durch deren strukturierte Uwe Linke: Zum Beispiel kann man Vasen und Pflanzen in einer Ecke gruppieren oder an einer Wand Bilder in gleichen Rahmen und in gleicher Höhe aufhängen.“
6. Weniger kann mehr sein
Wichtig ist, die Räume nicht zu voll zu stellen, damit genügend Platz für die Bewohner und Gäste bleibt. „Ein Raum braucht Freiräume, um Gemütlichkeit und Großzügigkeit zu erzielen“, sagt Uwe Linke. Mehr Platz ermöglicht zudem mehr Gestaltungsspielraum. Denn: „Ein flexibles Wohnzimmer besteht nicht nur aus einer Couch und einem Fernseher, sondern auch aus einem Arbeitsbereich oder einer Freifläche, wo man Yoga oder Sport machen kann“, so Linke. Text: Evelyn Steinbach, dpa