Auseinandergehen nach über 50 gemeinsamen Jahren: Das gibt es immer öfter, wie Prof. Michael Vogt beobachtet. Er forscht an der Hochschule Coburg zu Partnerschaft im Alter. „Die Zeit nach der goldenen Hochzeit gewinnt gerade an Bedeutung, was eine Trennung angeht, zumindest in Großstädten“, sagt er. „Ein Motiv ist da das Gefühl: Das ist die letzte Chance, in eine andere Richtung zu gehen.“
Oft fühlen sich Männer und Frauen im Alter dabei von den Lebensformen ihrer erwachsenen Kinder inspiriert. „Sie merken: Die haben eine Freiheit, die mir selbst in der Vergangenheit nie zugänglich war. Und so kann man gucken: Was heißt das für mich? Was bedeutet das für meine Sehnsüchte, meine Wünsche und die Ziele, die ich noch in meinem Leben habe?“
Manchmal kann das den Anstoß geben, sich zu trennen. Leichtfertig sollte man diese Entscheidung aber nicht treffen – und die meisten tun es auch nicht. „Oftmals gibt es eine lange Geschichte von Enttäuschungen und Verletzungen“, sagt Michael Vogt. Da ist das Gefühl von emotionaler Entfremdung.
Mit Hilfe an der Beziehung arbeiten
Bevor sich ihre Wege endgültig trennen, sollten Paare probieren, daran zu arbeiten. Und dabei keine Scheu haben, sich Hilfe von außen zu holen, etwa in Eheberatungsstellen, rät Vogt.
Auch Geld ist ein Thema, wenn es um die Trennung im Alter geht. Und auch wenn man sich am liebsten trennen würde: Manchmal ist das einfach nicht möglich. „Eine Trennung muss man sich leisten können“, sagt Dorothee Döring, Kommunikationsberaterin und Autorin („Späte Trennung“). Nicht nur emotional ist das ein großer Schritt, auch finanziell.
Kleine Rente, kaum Rücklagen: So geht es vor allem Frauen, die viele Jahre ihres Lebens für die Familie beruflich zurückgesteckt haben. Sie können sich aus finanziellen Gründen nicht frei für eine Trennung entscheiden und bleiben daher oft in der Beziehung, auch wenn sie darin unglücklich sind. Dörings Beobachtung nach sind es daher vor allem die finanziell unabhängigen Frauen, die sich auch im hohen Alter für eine Trennung entscheiden können – und das immer häufiger auch tun. dpa