Der Bau eines Eigenheims bringt oft einen finanziellen Kraftakt mit sich, an dem man noch viele Jahre zu tragen hat. Jede Einsparmöglichkeit ist da hochwillkommen. Wer sich für ein Fertighaus entscheidet, kann die Kosten womöglich senken, indem er Teile des Ausbaus selbst übernimmt. Doch der Schritt sollte gut überlegt sein und bedarf einer ehrlichen Selbsteinschätzung.„Üblicherweise werden Fertighäuser von den Herstellern auf dem Baugrundstück innerhalb weniger Tage schlüsselfertig aufgestellt“, sagt Fabian Tews vom Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF).Das Ausbau- oder „Mit-mach“-Haus ist eine abgespeckte Alternative davon, bei der zukünftige Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer Teile der abschließenden Arbeiten selbst übernehmen. Etwa jedes achte in Deutschland verkaufte Fertighaus ist ein Ausbauhaus.Das Einsparpotenzial beim Ausbauhaus lässt sich nicht generell beziffern. Denn der Gestaltungsrahmen für die Bauherren ist groß: Ihre Leistung kann sich auf einfache Tapezierarbeiten beschränken - sie können aber auch die komplette Sanitär- oder Elektroinstallation in Eigenregie übernehmen. In dem Fall beschränkt sich die Leistung der Hersteller auf die Vormontage der erforderlichen Leerrohre.
Handwerklich ausgebildet
Bauherrenberater Stefan C. Würzner vom BauherrenSchutzbund (BSB) ist überzeugt: Ein Ausbauhaus eignet sich am ehesten für Menschen, die handwerklich ausgebildet sind oder langjährige Erfahrung im Heimwerkerbereich haben.
Oder man hat im Freundes- und Verwandtenkreis Leute mit entsprechender fachlicher Qualifikation, von denen man weiß: Die sind verlässlich und werden mir helfen, wenn ich um Unterstützung bitte.
Ansonsten beschränken sich die Eigenleistungen in vielen Fällen auf den Innenausbau, also auf das Streichen, Tapezieren der Wände und das Verlegen des Fußbodens. Das kann sich auszahlen. „In diesem Segment entfallen etwa 20 Prozent einer Handwerkerrechnung auf das Material und 80 Prozent auf den Lohn. Wer hier selbst malert, kann Kosten sparen“, sagt Würzner. Insgesamt liegt das Einsparpotenzial hier durchaus im niedrigen fünfstelligen Bereich.
Was zu bedenken ist bei der Kalkulation: Zwar mindert die Eigenleistung die Rechnung des Hauslieferanten, dafür müssen die Bauherren Materialien wie Kabel, Armaturen oder Schalter relativ teuer im Baumarkt kaufen, weil sie nicht auf die Konditionen von Profi-Handwerkern im Fachgroßhandel zugreifen können. Als Alternative bieten sich Materialpakete für einzelne Gewerke an, die viele Fertighausherstellerpassgenau für ihre jeweiligen Modelle liefern.
Grenzen
Doch auch hier kommen wenig erfahrene Bauherren schnell an ihre Grenzen, warnt Marc Ellinger vom Verband Privater Bauherren (VPB). Diese Ausbaupakete mindern nicht nur das Einsparpotenzial, sie sind auch so kalkuliert, dass sich die Do-it-yourself-Häuslebauer nicht allzu viele Fehlversuche erlauben dürfen.
Zu den weiteren Kostenpunkten zählt Bauexperte Ellinger den Aufwand der Bauherren für die zahllosen Fahrten zur Baustelle. Auch die Unfallversicherungen für freiwillige Helfer und die Bauherren selbst gehen ins Geld.
Der größte Unsicherheitsfaktor beim Ausbauhaus bleibe aber der Mensch, sagt Bauherrenberater Stefan C. Würzner: „Viele angehende Hausbesitzer unterschätzen den zeitlichen und körperlichen Aufwand, der selbst in einem relativ einfachen Innenausbau steckt.“ Wenn dann noch Verletzungen, Krankheiten, unerwartete private oder berufliche Belastungen die Zeitreserven für die Ausbauarbeiten auffressen, erhöhen sich die Kosten und verschiebt sich der gewünschte Einzugstermin immer weiter nach hinten. „Daran können Beziehungen kaputtgehen“, warnt Würzner. Für den Experten steht fest: „Wer sein ganzes Hausbau-Projekt von einem möglichst hohen Anteil an Eigenleistungen abhängig macht, sollte davon besser die Finger lassen.“ Sonst kann das Ausbauhaus schnell zum Alptraum-Haus werden. dpa