Job-Protokoll: Wie werde ich Schornsteinfegerin?

Breites Wissen: Schornsteinfegerin Julia Bothur hat auch ein Studium zur Ingenieurin für Maschinenbau und erneuerbare Energien absolviert. FOTO: BUNDESVERBAND DES SCHORNSTEINFEGERHANDWERKS

Schornsteinfeger gelten als echte Glücksbringer. Doch haben sie auch Glück mit ihrer Berufswahl? Ja, findet Schornsteinfegerin Julia Bothur. Im Job-Protokoll erzählt sie, warum.

10.02.2024

Als Julia Bothur sich in den Beruf des Schornsteinfegers verliebte, kletterten die noch auf Dächer. Das hat sich geändert – wie so vieles. Denn Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger kommen längst nicht mehr nur zum Kehren. Was heute in ihrem Beruf gefragt ist – und warum man in diesem auch Zeit am Schreibtisch und in Kellern verbringt, erklärt Julia Bothur, die auch Vorständin im Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks ist, im Job-Protokoll.

Mein Weg in den Beruf:

Ich komme aus einer richtigen Schornsteinfegerfamilie. Mein Vater ist Schornsteinfeger, auch meine ältere Schwester, mein Schwager und inzwischen meine Nichte. So hatte ich schon als kleines Kind Berührungspunkte mit dem Beruf und als ich gemerkt habe, dass alle um mich herum glücklich damit sind, dachte ich: So schlecht kann es nicht sein. Damals hat es mich total begeistert, dass man als Schornsteinfeger so viele unterschiedliche Menschen kennenlernt und sie über moderne Heizmethoden und Techniken auf klären kann. Natürlich fand ich es auch toll, dass man aufs Dach krabbelte, das habe ich bei meinem Vater noch mitgekriegt.

Schornsteinfeger wird man über eine ganz normale dreijährige Berufsausbildung. Es ist naheliegend, danach seine Meisterprüfung abzulegen. Die braucht man, wenn man sich irgendwann selbstständig machen und auf einen Bezirk bewerben will.

Ich habe außerdem noch ein Studium zur Ingenieurin für Maschinenbau und erneuerbare Energien absolviert, bin Energieberaterin, Brandschutztechnikerin und Dozentin an einer Schornsteinfegerschule. Im Beruf des Schornsteinfegers kann man selbstständig und angestellt arbeiten.

Der Arbeitsalltag:

Als klassische Schornsteinfegerin hat man zum einen seine tägliche Büroarbeit und geht zum anderen zu den Menschen und macht dort die Feuerstättenschau. Ich gucke mir das Haus vom Keller bis zum Dach an und prüfe, ob mit der Heizung und dem Kamin alles in Ordnung ist. Daraus werden hinterher die Bescheide erstellt.

Ich finde es faszinierend, wie sich der Beruf in den letzten Jahren weiterentwickelt hat. Viele meiner Kunden kenne ich schon seit sehr vielen Jahren, und ich bin ihre Fachberaterin vor Ort. Da finde ich es super, dass mich die Kunden anrufen und nach Rat fragen. Als Schornsteinfeger sollte man in jedem Fall kommunikationsfreudig sein und keine Angst vor Höhe haben. Außerdem sollte man ein technisches Verständnis mitbringen, denn bei uns wird viel gerechnet.

Die Vor- und Nachteile:

Ich finde ich habe den schönsten Beruf der Welt. Man kann sich seine Zeiten selbst einteilen, Beruf und Familie sind gut miteinander zu vereinbaren. Ein Vorteil ist weiter, dass ich jeden Tag unheimlich viele verschiedene Leute kennenlerne – und dass ich moderne Technik mit altem Handwerk verbinden kann. So entwickelt man sich weiter und arbeitet trotzdem in einem traditionellen Handwerk mit viel Historie.

Nachteile zu finden, fällt mir schwer. Es gibt eigentlich keine. Wetterfest sollte man sein, denn wir arbeiten bei Wind und Wetter.

Die Zukunftsaussichten:

Der Beruf der Schornsteinfegerin ist absolut zukunftsorientiert und das merkt man gerade in diesen Tagen. Die Beratung geht immer stärker hin zur individuellen Planung. Ich empfehle nicht einfach diese oder jene Wärmepumpe, sondern schaue mir das Haus genau an, frage nach den finanziellen Möglichkeiten der Menschen und kläre, ob schon mal etwas am Gebäude gemacht wurde.

Rund 11.000 Energieberater in Deutschland sind auch Schornsteinfeger. Man merkt, dass hier gerade ein Transformationsprozess passiert, und ich finde das absolut gut. Wir gehen mit der Zeit. Anke Dankers/dpa