Diplomat oder Diplomatin sein: Keine Frage, der Beruf hat viel Charme. Als Angehörige im höheren Dienst des Auswärtigen Amtes in Berlin sind Diplomaten drei bis vier Jahre an einer der 230 Auslandsvertretungen tätig. Danach kehren sie für etwa den gleichen Zeitraum auf einen Posten in Berlin zurück, um dann wieder an einer der Auslandsvertretungen zu arbeiten.
Dieses Rotationsprinzip setzt sich über das gesamte Berufsleben fort. Das ist einerseits interessant und abwechslungsreich, hat aber auch seine Schattenseiten, wie Moritz Jacobshagen im Job-Protokoll verrät. Der Diplomat ist derzeit Leiter des Referats für Digitales Informations- und Wissensmanagement im Auswärtigen Amt.
Das hat mich bewegt, Diplomat zu werden:
Andere Länder interessieren mich. Schon als Jugendlicher träumte ich davon, als Repräsentant meines Heimatlandes, also Deutschland, im Ausland tätig zu sein. Als 16-Jähriger war ich über einen einen Schüleraustausch in Brasilien. Dort sagte damals jemand zu mir: „Du bist ein kleiner Botschafter deines Landes." So kam ich auf die Idee, die diplomatische Laufbahn einzuschlagen.
Der Weg in den Beruf:
Nach dem Abitur habe ich das Fach International Affairs in St. Gallen in der Schweiz und in Paris studiert, danach verschiedene Praktika. Später habe ich den Masterstudiengang für Politische Ökonomie in London absolviert und für eine Unternehmensberatung gearbeitet.
Aber mein Wunsch, als Diplomat ins Ausland zu gehen, hat mir keine Ruhe gelassen. Im Herbst 2010 habe ich am Auswahlverfahren für den höheren Auswärtigen Dienst teilgenommen. Es war einer der schönsten Momente meines Lebens, als ich die Nachricht bekam, dass ich bestanden hatte.
Die Aufgaben als Diplomat:
Aktuell habe ich einen Inlandseinsatz. Das heißt, ich bin in Berlin im Auswärtigen Amt tätig. Als Leiter des Referats für Digitales Informations- und Wissensmanagement kümmere ich mich darum, wie wir den Wissensschatz, der in all unseren Dokumenten und vor allem auch Köpfen steckt, mithilfe moderner Technologie effizienter nutzen können.
Ich bin erst seit einigen Monaten wieder zurück. Zuvor war ich drei Jahre lang der zweite Mann in der Deutschen Botschaft in Nicaragua. Das war keine einfache Zeit, weil sich das Land seit dem gewaltsamen Konflikt im Jahr 2018, bei dem etwa 300 Menschen starben, in einer schweren Krise befindet. Und dann kam letztes Jahr noch die Pandemie hinzu.
Als Diplomat gehörte es zu meinen Aufgaben, einen guten Zugang sowohl zur Regierung rund um den Präsidenten Daniel Ortega zu finden als auch zur Opposition. Nahezu täglich standen Gespräche mit Vertretern beider Seiten auf der Agenda. Auch mit Repräsentanten der Wirtschaft und Zivilgesellschaft gab es regelmäßig Treffen.
Der Alltag als Diplomat:
Generell sieht der Diplomaten-Alltag so aus: Man trifft sich mit hochrangigen Vertretern von Politik und Wirtschaft, nimmt an einschlägigen Veranstaltungen teil und verfolgt die Berichterstattung in den Medien. Über Gesprächsverläufe, Erkenntnisse und Eindrücke verfassen Diplomaten ein Dossier und schicken es an die Zentrale des Auswärtigen Amtes in Berlin.
In Halbjahresberichten beschreiben sie detailliert die politische, wirtschaftliche Lage und umweltbezogene des jeweiligen Landes. So ist i die Bundesregierung über ihre Diplomaten über andere Staaten informiert.
Diplomaten haben daneben die Aufgabe, in dem Land, in dem sie im Einsatz sind, über ihre Heimat zu informieren. Zum Beispiel über das politische System oder welche schulischen und beruflichen Bildungses in möglichkeiten Deutschland gibt.
Die schönsten Seiten des Berufs:
Es ist wirklich herausfordernd und anspruchsvoll: Zum Beispiel in unserer besonderen Rolle in Nicaragua, im Kontakt mit beiden Konfliktseiten. So erhält man als Diplomat über all die vielen Gespräche tiefen Einblick in die Strukturen eines anderen Landes. Hinzu kommen andere Denkweisen, andere Mentalitäten - man kommt mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen. Das bereichert enorm.
Außerdem verfällt man auch dank der Postenrotation nie in eine Routine, weil jeder Tag anders ist.
Die Schattenseiten des Berufs:
Als Diplomat muss man weltweit einsatzbereit sein. Aber längst nicht überall ist die Gesundheitsversorgung top. Und auch die Reisebedingungen sind nicht immer ideal.
Ich habe zwei Kinder im Alter von drei und fünf Jahren. Noch ist es einfach, sie mitzunehmen, wenn in ein paar Jahren wieder ein Auslandseinsatz ansteht. Eines Tages aber, werden sie vielleicht nicht mehr so leicht dafür zu begeistern sein, in ein anderes Land umzuziehen, weil sie etwa Freundschaften aufgebaut haben.
Und: Wer in einem Krisengebiet eingesetzt ist, hilft anderen. Die Deutsche Botschaft in Nicaragua hat zu Beginn der Pandemie deutsche Staatsangehörige dabei unterstützt, aus dem Land zu kommen. Aber wir Diplomaten selbst sind vor Ort geblieben, mit unseren Familien.
Der Blick in die Zukunft:
Der Traum aus meiner Kindheit und Jugendzeit ist nach wie vor, eines Tages Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in einem anderen Land zu werden - also Leiter der jeweiligen deutschen Auslandsvertretung. Doch in fünf Jahren wird es sicher noch nicht so weit sein.
Umso wichtiger ist es, die weiteren Stationen auf dem Weg dahin zu genießen. Vielleicht mit einem weiteren Posten in Lateinamerika. Das würde auch meiner Frau sehr gefallen, die aus Costa Rica stammt. Aber auch Israel wäre eine verlockende Option.
Die Verdienstaussichten:
Diplomaten sind als Beamtinnen und Beamte Angehörige des Auswärtigen Dienstes. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit haben sie im höheren Dienst in der Besoldungsgruppe A 13 zum Einstieg ein Grundgehalt von 4511 Euro, später kann es in der Besoldungsgruppe A 16 bei 7935 Euro liegen. Hinzu kommt für Diplomaten ein Auslandszuschlag, der unterschiedlich gestaffelt ist. dpa