Was macht eine Heizungsmechanikerin?

Madita Brauer hat Bankfiliale gegen Baustelle eingetauscht: Die 24-Jährige Anlagenmechanikerin SHK repariert einen Siphon. FOTO KIRSTEN NEUMANN/DPA

Nie einen Nagel in die Wand geschlagen, nie ein Regal aufgebaut: Madita Brauers Berufswunsch im Handwerk löste in ihrer Familie Gelächter aus. Die 24-Jährige aber fühlt sich auf dem Bau wohl.

27.08.2022

Installateurin sagt man umgangssprachlich oder auch Heizungsmechanikerin. Die korrekte Bezeichnung für ihren Beruf lautet Anlagenmechanikerin für Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik. Die 24 jährige Madita Brauer ist damit Expertin für Gebäudetechnik. In Zeiten hoher Energiepreise ist ihr Knowhow besonders gefragt.

Im Job-Protokoll erzählt sie, warum sie sich für den Weg ins Handwerk entschieden hat, wie die erste Woche auf der Baustelle ablief - und was sie an ihrem Beruf gewöhnungsbedürftig findet.

Mein Weg in den Beruf

Zwar bin ich Tochter eines Elektro-, Heizungs- und Sanitärmeisters, aber alle anderen in der Familie haben eine Ausbildung bei der Bank absolviert. Das habe ich nie in Frage gestellt, das ist halt in unserer Familie so üblich, also habe ich das nach meinem Abitur auch getan. Und schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist.

Durchgezogen habe ich die Banklehre aber trotzdem. Ich dachte, das kaufmännische Wissen kann mir keiner mehr nehmen. Außerdem hatte ich lange keine bessere Idee, keinen Plan B.

In einem Kundengespräch hörte ich erstmals vom Trialen Studium. Das verbindet eine Ausbildung im Handwerk mit einer Meisterfortbildung und einem betriebswirtschaftlichen Bachelorstudium. Tagsüber Ausbildung, abends Studium, das klang nach jeder Menge Stress, also genau richtig für mich.

In ihrem Beruf ist sie jeden Tag viel auf den Beinen: Madita Brauer, Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik bringt eine Brausebatterie an. FOTO KIRSTEN NEUMANN/DPA

Meine ersten Tage auf der Baustelle

Meine Familie hat mich ausgelacht. Mit dem Handwerk hatte ich vorher nichts am Hut. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, selbst einen Nagel in die Wand zu schlagen, um ein Bild aufzuhängen. Niemals hatte ich je ein Regal selbst aufgebaut.

Und ehrlich gesagt, ich hatte selbst keine Ahnung, ob ich geschickt und körperlich dazu in der Lage sein würde. Bei der Arbeit in der Bank war mein längster Weg die Strecke zum Drucker und ich musste nie etwas Schwereres heben als einen Kuli.

Die erste Woche auf der Baustelle war Horror. Man muss lange stehen, man muss viel laufen. Es war Januar, es war bitterkalt und ich pulte Außensteckdosen rein, während es schneite. Die zweite Woche lief besser, ich habe mich an die Abläufe gewöhnt und hatte fantastische Unterstützung von den Kollegen. Die haben sich Zeit genommen, mir viel erklärt und mich gleich machen lassen - das war mega-interessant.

So lief die Ausbildung

Zuerst werden die Basics vermittelt. Wir arbeiten in Ein- und Mehrfamilienhäusern, meist in Neubauten. Wir verlegen Rohre für die Wasserversorgung, bauen aber auch komplette Heizungsanlagen. Wir biegen Rohre, wir löten und sägen. Zu unserem Handwerkszeug zählen Zangen, Schraubenschlüssel sowie Schraubendreher und Wasserwaagen.

Natürlich kümmern wir uns in älteren Gebäuden auch um verstopfte Abflüsse oder Toiletten. Wir beraten aber auch zu Energietechniken - Wärmepumpen, Pelletheizungen, Solarenergie. Es ist ein herrliches Gefühl, in einem leeren Raum loszulegen und die Heizungsführung zu planen - das ist fast schon Kunst. Dafür braucht man ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen.

Je nachdem, wie groß der Anspruch an sich selbst ist, macht man jeden Tag etwas Neues, nimmt täglich eine Herausforderung an. Jeder wird nach seinen Fähigkeiten eingesetzt: Wer die Routinen mag, findet seine Aufgaben ebenso wie die Ambitionierten, die sich spezialisieren, etwa auf Lüftungs- und Klimatechnik.

Licht- und Schattenseiten in meinem Beruf

Ich finde es super, dass man einerseits selbstständig und eigenverantwortlich arbeitet, aber immer auch im Team und teilweise auch mit anderen Gewerken. Meiner nach Einschätzung kann fast jeder diesen Beruf lernen, mit etwas gutem Willen und wenn man nicht zwei linke Hände hat. Egal, ob man Junge oder Mädchen ist.

Gewöhnungsbedürftig ist es, bei Wind und Wetter zu arbeiten. In Eiseskälte ebenso wie Hochsommer bei 35 Grad im Schatten - dann ist man abends fix und foxi. Fies sind auch Staub und Dreck auf den Baustellen. Am Ende des Tages findet man den überall, wo man ihn nicht vermutet.

Es gab Baustellenphasen, da habe ich abends geduscht, eine Haarkur aufgetragen und dann gleich noch mal geduscht. Allerdings gilt in unserer Branche die Devise „dreckige Hände, gutes Geld“. Nie gewöhnen werde ich mich allerdings an Baustellentoiletten - die können der absolute Horror sein.

Die Zukunftspläne

Natürlich möchte ich gern den Familienbetrieb weiterführen. Wir sind in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Allroundtalente. Wir sorgen nicht nur dafür, dass die Leute es schön warm haben, wir beraten sie auch in Nachhaltigkeits- und Energiesparfragen. Das ist eine effiziente Form von Klimaschutz.

Unser Beruf entwickelt sich auch technisch weiter. Ich werde im nächsten Halbjahr meine Bachelorarbeit schreiben und dann vermutlich noch den Masterstudiengang anhängen. Ganz nach dem Motto: „Besdpa ser haben als brauchen". dpa