Läuft!

Joggen bringt positive mentale Effekte mit sich – und tut uns darum extrem gut.

17.09.2021

Joggen ist gut für den Geist, besonders, wenn man sich dabei nicht allzu sehr verausgabt. „Die positiven mentalen Effekte kommen vor allem beim moderaten Laufen – im sogenannten aeroben Bereich, wo die Muskulatur noch genug Sauerstoff hat“, sagt Daniela Dihsmaier, die als Systemischer Coach und Sport-Mental- Coach in München arbeitet. Aerob bedeutet: ungefähr bei 60 Prozent der maximalen Leistungsfähigkeit laufen. Die meisten Menschen seien aber zu schnell unterwegs, beobachtet Dihsmaier. „Mein Rat ist: Wenn es sich anstrengend anfühlt, nimmt man ein bisschen Tempo raus. Fast so, dass man sich etwas unterfordert fühlt. Das ist dann der richtige Bereich für aerobes Training.“

Was passiert dabei im Körper? „Im aeroben Bereich wissen wir, dass der Cortisolspiegel im Körper sinkt – die Belastung ist noch im Rahmen und angenehm, sodass die Gedanken wandern können. Das sorgt für Stressabbau“, erklärt Dihsmaier.

Laufen im aeroben Bereich hat der Expertin zufolge außerdem positive Auswirkungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit. „Es bilden sich neue Nervenzellen, was gut für die Erinnerungsfähigkeit ist. Außerdem wird die neuronale Vernetzung gefördert, wovon unter anderem das Arbeitsgedächtnis profitiert.“

Beim Laufen in diesem Bereich kurble man auch seinen Stoffwechsel an. So stärke man sein Immunsystem.

„Außerdem schüttet der Körper Glückshormone aus. Auf mentaler Ebene entsteht dadurch ein Genussmoment. Das prägt sich irgendwann ein und es fällt immer leichter, den Schweinehund vor der Joggingrunde zu überwinden“, erklärt Dihsmaier.

Und was passiert, wenn man sich bis an die Grenzen belastet? „Im sogenannten anaeroben Bereich, etwa beim Intervalltraining, hat man Adrenalin im Blut, hier steigt der Cortisolspiegel – man setzt seinen Körper unter Stress, um seine Leistung zu steigern“, sagt Dihsmaier. Dieser Stress kann auch Freude bringen: „Wer wettkampforientiert ist, schneller werden will und sich mit anderen vergleicht, für den können hier Trainingserfolge eine zusätzliche Belohnung und Motivation sein“, erklärt Dihsmaier und fügt zugleich an: „Dafür muss man aber eine gewisse Resilienz mitbringen, damit es einen nicht umwirft, wenn man sich mit anderen Menschen vergleicht.“ Daraus ergibt sich ihr abschließender Rat: Wer laufen geht, um ein Dauertief anzuheben, sollte nicht zu früh in diesen Wettkampfsport und das anaerobe Training eintreten.

Und für jemanden in einer depressiven Phase sei es nicht ratsam, in Druck-Situationen beim Sport zu kommen – wie sie Wettbewerbe erzeugen können. Besser ist in dem Fall: Sich ein individuelles Ziel nur für sich setzen – eine bestimmte Laufdistanz zu meistern, zum Beispiel. Text: dpa / Grafik: Adobe Stock