Die Tabellenplatzierung des Schachklubs Ickern konnte sich mehr als nur sehen lassen: Platz eins belegten die Castrop-Rauxeler in der Bezirksklasse HerneVest. Und das mit Abstand zum Zweitplatzierten SV Zeppelin Herne. Also alles gut? „Im Schach sieht es nicht anders aus als in anderen Sportarten“, erläutert Udo Schweiger, der Vorsitzende der Schachenthusiasten aus Ickern. „Die Saison 2019/20 ist abgebrochen worden, da Corona nun einmal keine Wettkämpfe zuließ.“ Nach langen anderthalb Jahren aber konnte der Spielbetrieb inzwischen wieder am 10. September aufgenommen werden.
So sieht es also aus für den letzten reinen Castrop-Rauxeler Schachklub, der 2020 60 Jahre alt geworden ist. Ein Jubiläum, das im ersten Corona-Jahr aus verständlichen Gründen vollkommen unter den Tisch gefallen ist. Für die Ickerner, die normalerweise im Restaurant Wetterkamp an der Hagenstraße in Henrichenburg trainieren, ist der Ausfall einer Jubiläumsfeier jedoch weitaus weniger schmerzhaft als die Tatsache, dass auch die Jugendarbeit in diesen anderthalb Jahren ausgefallen ist.
Der Verein ist in die Jahre gekommen, der Altersdurchschnitt ist „gesetzt“, wie Udo Schweiger mit einem Schmunzeln erklärt. Um Kinder und Jugendliche an den Sport heranzuführen, gibt es an der OGS der Grundschule Am Busch und der OGS der Grundschule Alter Garten – Schulschach. Betreut vom SK Ickern. Auch wenn die Kinder, die sich dort für Schach interessieren, nicht zwingend in den Verein eintreten mögen, wird doch das Interesse an dem Sport geweckt. „Man muss den Kindern ein bisschen Wettkampf liefern“, erzählt der 67-jährige Vorsitzende. Also finden regelmäßig Wettkämpfe der Schulen gegeneinander statt. In normalen Zeiten.
Als Udo Schweiger 1968 in den Verein eintrat, gab es in Castrop-Rauxel vier große Vereine. „Und die haben nicht jeden genommen. Einige bestanden auf eine Aufnahmeprüfung.“ In diesem Reigen war der SK Ickern ein regelrechter Outlaw. Die Idee zur Vereinsgründung entstand in einer längst dem Vergessen anheim gefallenen kleinen Gaststätte mit dem hübschen Namen „Zum Taubenschlag“ an der Voerstestraße. Dort knobelte man oder drosch Skat. Bis jemand – wer, das ist nicht überliefert – die Idee hatte, es doch einmal mit Schach zu versuchen. Da der Wirt, Heinz Grau mit Namen, von der Idee begeistert war, trommelte der ordentlich die Werbetrommel und am 15. April 1960 wurde der Verein tatsächlich aus der Taufe gehoben. Am Anfang erlebten die Ickerner manch eine Klatsche gegen die Konkurrenz. Das aber tat der Freude keinen Abbruch und die Schachenthusiasten aus dem Norden, alles Autodidakten, lernten dazu.
Heute steht der Verein in Castrop-Rauxel fast alleine auf weiter Flur. Fast, da es zumindest noch einen Stadtgrenzen überschreitenden Verein gibt. Mit der Saison 2015/16 fusionierte der SV Castrop-Rauxel mit dem SK Herne-Sodingen zum SK Sodingen/Castrop 24/23. Udo Schweiger kam als Realschüler mit einem Freund zum Verein. „Wir spielten einfach gerne Schach und dann, im Herbst 1968, trat ich in den SK Ickern ein.“ Warum ausgerechnet Schach? „Schach hat mich fasziniert. Schach ist ja nicht schwer zu erlernen. Aber es ist kein simples Spiel. Es erfordert eine hohe Konzentrationsfähigkeit; ich würde sogar behaupten, dass es mir geholfen hat, mein mathematisches Verständnis zu steigern.“
Mit 50 Jahren Vereinszugehörigkeit ist Udo Schweiger inzwischen selbst ein Stück Vereinsgeschichte. 50 Jahre – das ist übrigens kein Rechenfehler. Für zwei Spielzeiten nämlich saß er für den SV Castrop am Schachbrett, da der Verein in der NRW-Liga seine Züge setzte, einige Spielklassen über dem SK Ickern. Dem er allerdings schon aus familiären Gründen stets die Treue gehalten hat: Er hat seine Frau Bärbel, die heute zum Vorstand des rund 30 Mitglieder starken Vereins zählt, schließlich im Verein kennengelernt. luk
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