Nach dem verregneten, kalten Frühjahr sehnen wir uns alle nach Sonne, fiebern dem Urlaub entgegen, wollen endlich ein paar unbeschwerte Wochen verbringen, die meisten wohl irgendwo am Strand, aber vergessen dabei leider oft die Gefahren des Aalens in der Sonne: Bis 2030 rechnen Dermatologen mit einer Verdoppelung der Hautkrebsfälle. „Im Jahr 2040 wird der schwarze Hautkrebs nach aktuellen Hochrechnungen die häufigste Krebserkrankung weltweit sein, vor allem bei Frauen“, sagt Dr. Laura Susok, die neue Direktorin der Hautklinik am Klinikum Dortmund.
„Wir sehen sehr viele junge Patienten“, sorgt sich die Klinikchefin. Frühe Sonnenbrände in der Kindheit, dazu unser stark verändertes Freizeitverhalten seien die Ursachen für spätere Erkrankungen. Zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr sei der schwarze Hautkrebs die häufigste Krebsart in diesem Alter. Der Krebs beginne schleichend, Hautveränderungen würden oft nicht wahrgenommen, Patienten merkten anfangs nichts, warnt die Dermatologin. Sie rät jedem Menschen, der raue, erhabene Stellen vor allem an lichtexponierten Stellen des Körpers entdeckt, diese medizinisch abklären zu lassen. Es könnten bereits Vorstufen des hellen Hautkrebses sein. Etliche Krankenkassen würden heute bereits ein Hautscreening unterhalb der Vorsorge-Altersgrenze von 35 Jahren bezahlen, weiß N die Chefärztin. „Alles, was neu entsteht und nicht innerhalb von drei Monaten von alleine abheilt, gehört abgeklärt“, so Dr. Laura Susok.
Tipps der Expertin für den Sommerurlaub
Wenn eine vierköpfige Familie mit 500 Millilitern Sonnenmilch in den Urlaub fahre und komme danach mit einem Restinhalt in der Flasche wieder nach Hause, habe sie etwas falsch gemacht. Viel Schutz helfe viel, wiederholtes Auftragen sei unverzichtbar. Am besten creme sich jeder direkt morgens nach dem Zähneputzen das erste Mal gründlich von Kopf bis Fuß ein, damit sich der Sonnenschutz rechtzeitig aufbauen könne.
Hände, Füße und Ohren nicht vergessen
Gründliches Eincremen bedeute, keine Stelle des Körpers zu vergessen, also weder die Ohren, Hand- oder Fußrücken. Vorsicht beim anschließenden Händewaschen, dass die Creme vom Handrücken nicht wieder abgespült werde. Auch die Hautränder um Bikini und Badehosen sollten niemals vergessen werden.
Creme regelmäßig erneuern
Die Sonnenmilch aus dem letzten Jahr gehöre unbedingt in den Abfall. Die Inhaltsstoffe zersetzten sich, der Schutzfaktor sei nicht mehr gegeben.
Lichtschutzfaktor 50
Dr. Laura Susok empfiehlt grundsätzlich Schutzfaktor 50, auch im Schatten. Zwischen 11 und 15 Uhr solle man die Sonne meiden, so die Ärztin, aber selbst im Schatten kämen noch 40 Prozent der schädlichen UV-Strahlungen an. Nicht nur im Urlaub, sondern auch in heimischen Breitengraden sei der tägliche Sonnenschutz wichtig. Ab UV-Index 3 sei die Strahlung bereits erhöht. „Und dieser Index ist hier fast das ganze Jahr über gegeben. Selbst noch am Abend gestern lag der Index sogar bei 6“, sagt die Ärztin. Es war ein sonniger Abend Mitte Juni, an dem viele Menschen nach Feierabend einen Biergarten aufsuchten oder es sich auf dem heimischen Balkon gemütlich machten.
Schutz durch Kleidung
Textiler Lichtschutz sei mindestens genauso wichtig wie Milch und Cremes, so die Klinikdirektorin: „Je mehr bedeckt ist, umso besser.“ Eltern sollten bei Kindern auch immer an Kopfbedeckungen mit Nackenschutz denken und mit Schirm vorne, um die Augen nicht zu gefährden.
Sonnenbrille schützt die Augen
Sonnenbrillen – natürlich nur mit zertifizierten UV-Schutz-Gläsern – seien nicht nur modisches Accessoire, sondern verhinderten eine frühzeitige Eintrübung der Augenlinsen, mahnt die Ärztin.
Hautgesundheit von Kindern
Ein besonderes Anliegen ist Dr. Laura Susok die Hautgesundheit von Kindern. Deshalb geht sie regelmäßig in Kindertagesstätten, um schon die Jüngsten für das wichtige Thema zu sensibilisieren. Dass heute Braunwerden bei vielen eher jüngeren Menschen nicht mehr den gleichen Stellenwert besitzt wie noch bei den Generationen vor ihnen, freut die Ärztin: „Braunwerden der Haut ist ein aktivierter Schutzmechanismus, es dient nicht der Optimierung der eigenen Schönheit“, sagt sie und erinnert an frühzeitige Alterung der Haut, die so genannte Fotoalterung: „Wer will das schon?“ Und: „Jede kleinste Rötung der Haut ist bereits eine Schädigung.“ Die so genannten Altersflecken seien Pigmentstörungen der Haut, also Sonnenschäden, die sich im späteren Alter zeigten. „Aber die braunen Flecken können auch kippen und zum schwarzen Hautkrebs werden“, so die Expertin.
Sonnenschäden der Vergangenheit sind unumkehrbar, die Haut vergisst nie, UV-Strahlen können im Erbgut von Hautzellen schädliche Veränderungen hervorrufen. Dr. Susok: „Jeder von uns hat ein UV-Konto. Und das, was wir auf dieses Konto täglich einzahlen, bleibt.“ Darüber hinaus gebe es Reparaturmechanismen, die nach Sonnenschäden in der Haut aktiviert werden, dieser Mechanismus arbeite aber nicht unendlich. Irgendwann kommt es zu Mutationen und der Krebs entsteht. Text: Ulrike Böhm-Heffels