Ständig schweißfeuchte Hände - was hilft dagegen?

Ständig schweißnasse Hände sind für Betroffene mehr als lästig. FOTO ADOBE STOCK

15.06.2023

Da läuft was – und zwar Schweiß. Wer stark an den Händen schwitzt, würde am liebsten jedes Händeschütteln vermeiden. Wie geht man mit einer sogenannten Hyperhidrosis um oder wird sie sogar los?

Ständig schweißnasse Hände sind für Betroffene mehr als lästig. Schließlich ist der Handschlag Tradition in der zwischenmenschlichen Kommunikation und mit dem Ende der Pandemie wieder üblich.

Doch was tun, um dem Gegenüber einen feuchten Händedruck zu ersparen? Und wie wird man das Schwitzen an den Händen los - oder kann es zumindest lindern?

Ursachen: Psychische Faktoren und körperliche Erkrankungen

Dafür muss man wissen: „An den Händen sind rund 400 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter, das ist relativ viel“, sagt die Münchner Dermatologin Marion Moers-Carpi. Weil in der Haut der Handinnenflächen weder Haare noch Talgdrüsen sitzen, verfängt sich der Schweiß nicht so gut. Die Folge: Die Hände werden schnell feucht.

Und woher genau kommt das übermäßige Schwitzen? „Die Ursachen hierfür liegen beispielsweise im psycho-vegetativen Bereich“, sagt der Rheinbacher Dermatologe Jan-Olaf Piontek. Sprich: Auslöser können Angst, Stress oder Ärger sein.

Daneben gibt es auch Krankheiten, die vermehrtes Schwitzen an Händen oder Füßen sorgen. Dazu gehören etwa Bluthochdruck, Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes oder Autoimmunerkrankungen.

„In 65 Prozent der Fälle ist Hyperhidrosis, also das vermehrte Schwitzen an den Händen, Füßen oder Achseln genetisch bedingt“, sagt Marion Moers-Carpi.

Handschlag umgehen oder zur Hyperhidrosis stehen?

Wie nun Betroffene mit feuchten Händen im Alltag oder Beruf umgehen, ist der Dermatologin zufolge eine individuelle Entscheidung.

Eine Lösung kann sein, dem Gegenüber nicht die Hand zu geben und das auch in der Post-Corona-Zeit mit einem potenziellen Infektionsrisiko zu begründen.

„Man kann es etwa asiatisch machen“, sagt Marion Moers-Carpi. Also zur Begrüßung oder zum Abschied vor dem Gegenüber die Hände falten, den Kopf neigen und auf eine nette Weise formulieren: „Sie verstehen, ich möchte wegen einer möglichen Ansteckungsgefahr keine Hände schütteln“.

Mögliche Alternativen sind, sich mit dem Ellenbogen oder mit der Faust zu begrüßen oder zu verabschieden - wie in Corona-Zeiten. Ein anderer Weg ist Offenheit. Auch wenn es Überwindung kostet, Sätze wie „Naja, ich schwitze gerade so, deshalb möchte ich jetzt keine Hand geben“ zu sagen.

Auswege für Betroffene

Aber es gibt Menschen, denen sehr daran gelegen ist, dass andere nichts von ihren feuchten Händen mitbekommen - gerade im Beruf. Das kann ihnen helfen - auch wenn es darum geht, das Problem langfristig zu lindern.

1. Unauffällig abwischen

Wenn am Händeschütteln mehr oder weniger kein Weg vorbeiführt, dann kann es helfen, vor dem Kontakt die Hände zu waschen oder zu desinfizieren und sie unauffällig an einem Baumwolltuch oder einem (Papier-)Taschentuch trocken zu reiben.

2. Salbei-Tee

Bewährt hat sich bei schwitzigen Händen, die Handinnenflächen mit Salbei-Tee zu besprühen. „Wobei diese Methode schon etwas aufwändig ist“, räumt Moers-Carpi ein. Man kocht Salbei-Tee, lässt ihn abkühlen und füllt ihn in kleinen Ampullen mit einem Sprüh-Aufsatz ab. Damit besprüht man mehrfach am Tag die Hände. Die ätherischen Öle des Salbeis hemmen die Arbeit der Schweißdrüsen.

3. Iontophorese

In vielen Fällen kann es helfen, die Hände einer Gleichstrombehandlung zu unterziehen. „Klingt gefährlich, ist aber unter ärztlicher Anleitung absolut harmlos und häufig auch effektiv gegen schwitzige Hände“, sagt Jan-Olaf Piontek. Konkret heißt das Verfahren lontophorese.

„Dabei werden die Handinnenflächen in einem Wasserbad oder mit einem feuchten Schwamm befeuchtet“, erklärt Piontek. Durch das Wasser wird mithilfe eines kleinen Geräts hochfrequenter oder gepulster Gleichstrom geleitet.

„Wichtig ist, die Behandlung konsequent durchzuhalten, im Idealfall täglich zehn Minuten“, rät Piontek. Der Arzt oder die Ärztin kann Patienten häufig auch ein Gerät für zu Hause zur Verfügung stellen. Liegt eine Hyperhidrosis-Diagnose vor, trägt die Krankenkasse die Kosten.

4. Botulinumtoxin-Therapie

Es gibt auch die Möglichkeit einer Botulinumtoxin-Therapie. Dabei injiziert die Ärztin oder der Arzt das Nervengift Botox in stark verdünnter Form unter die Haut. „Allerdings ist das Spritzen an den Händen etwas schmerzhaft“, sagt Moers-Carpi. Eine Betäubung ist aber möglich. Von Dauer ist der Therapie-Erfolg aber nicht: „Nach sechs Monaten muss die Behandlung wiederholt werden.“

Eine Botulinumtoxin-Therapie übernehmen die Krankenkassen nur in besonders schweren Fällen oder wenn andere Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Ansonsten ist laut IGeL-Monitor mit Kosten von 360 bis 1000 Euro zu rechnen.

5. Stressreduktion

Weil schwitzige Hände häufig emotionale Ursachen haben - wie etwa Stress oder Ärger - können auch Entspannungsübungen zur Problemlösung beitragen. „Yoga kann helfen, aber beispielsweise auch Atemübungen“, sagt Piontek. So kommen neben den Nerven auch die Schweißdrüsen zur Ruhe.

6. Medikamente

Es gibt auch Medikamente in Form von Tabletten, die Betroffene einnehmen können, um die übermäßige Schweißproduktion auszubremsen. Aus Sicht von Moers-Carpi sind solche Arzneimittel nicht die beste Therapie, „weil die Wirksamkeit nicht so hoch ist“.

In einigen Fällen lässt sich das Schwitzen an den Händen übrigens auch ganz banal verhindern: „Im Sommer keine fettreichen Handcremes nutzen und im Winter keine Handschuhe tragen, sondern immer die Hände kühl und trocken halten“, rät die Dermatologin. dpa