Eine Wohnung ohne sie: unvorstellbar. Fenster werden oft als die Augen eines Hauses bezeichnet. Und die können ganz unterschiedlich aussehen, man denke nur an Dachflächenfenster, Balkontüren oder bodentiefe Fensterfronten.
Immer gilt jedoch: Fenster müssen Schlagregen und Wind standhalten, statischen und energetischen Anforderungen gerecht werden. Eine Herausforderung für Fensterbauer wie Mathias Schulz, gerade bei den derzeit besonders gefragten großformatigen Fensterkonstruktionen.
Mathias Schulz ist Tischlermeister und beim Berliner Unternehmen Hans Timm Fensterbau für die Herstellung von Fensterrahmen zuständig. Im Job-Protokoll berichtet der 29-Jährige aus seinem Arbeitsalltag - und erzählt, warum Teamarbeit in seinem Job immer wichtiger wird.
Mein Weg in den Beruf:
Durch ein Schulpraktikum bin ich zum ersten Mal in einen Tischlereibetrieb gekommen, ein ganz kleines Familienunternehmen. Vom ersten Tag an hat mich das Arbeiten mit Holz fasziniert. Der Geruch von Holz, die Flexibilität des Materials und die täglichen Aufgaben machen einfach jeden Arbeitstag spannend und abwechslungsreich.
Nach meinem Realschulabschluss habe ich dann direkt einen Ausbildungsplatz in einer kleinen Tischlerei mit Spezialisierung im Fensterbau bekommen. Eigentlich wollte ich lieber eine Ausbildung zum Tischler ohne Spezialisierung machen. Aber so bin ich gleich in den Fensterbau reingerutscht - und das hat mir am Ende gut gefallen.
Für die Ausbildung ist die Spezialisierung erstmal gar nicht so wichtig, da einem in der Berufsschule und im Betrieb alle Schwerpunkte des Berufsbildes beigebracht werden.
Mittlerweile bin ich seit 13 Jahren in der Branche tätig, darunter zehn Jahre bei Hans Timm Fensterbau.
Warum ich mich entschieden habe, einen Meister zu machen:
Ich habe mich entschieden, eine Weiterbildung zum Tischlermeister zu machen, da ich gemerkt habe, dass ich den Ablauf der Fensterfertigung und die Stärkung der Teamstruktur im Unternehmen aktiv mitgestalten möchte. Zudem kann ich als Meister besser eigene Erfahrungen einbringen.
Ich habe drei Jahre lang jeden Freitagnachmittag und jeden Samstag einen Teilzeitkurs in der Meisterschule absolviert - und war dort auch Klassenbester.
Natürlich kann man diesen Kurs auch in Vollzeit besuchen. Der positive Aspekt eines Teilzeitkurses ist die Kombination aus Theorie und Praxis. Vieles kann man direkt im Betrieb anwenden. Dadurch fällt einem das Verstehen der komplexen Prozesse im Betrieb leichter. Eine anstrengende, aber auch lehrreiche Zeit, die ich nicht missen möchte.
So sieht mein Arbeitsalltag aus:
Als Produktionsleiter baue ich selbst keine eigenen Fenster mehr im klassischen Sinn, sondern koordiniere, gebe Ratschläge und stelle sicher, dass wir im Team qualitativ hochwertige Fenster herstellen.
Ich gehe etwa morgens durch die Produktion und prüfe, ob ein optimaler Produktionsablauf für den Tag gewährleistet ist. Dabei gucke ich, ob alle Arbeitsstellen ausreichend mit Material bestückt sind und ob die notwendigen Produkte zur Auslieferung vorbereitet sind. Anschließend schaue ich nach, ob Materialien bestellt werden müssen, und sehe mir die technische Dokumentation unserer Bauvorhaben an. Außerdem kümmere ich mich darum, dass die Maschinen gewartet werden und laufen.
Von 13 Uhr bis 15 Uhr sehe ich zu, dass die Fenster, die jetzt fertig geworden sind, verpackt und auf die LKW verladen werden, damit sie pünktlich zur Baustelle geliefert werden können. Feierabend habe ich meist am frühen Nachmittag.
Zusätzlich bin ich seit 2019 freiberuflicher Dozent für das Thema Ausbau und Bauelemente in der Meisterschule in Berlin. Jedes Jahr gebe ich dort vier Kurse. Die Teilnehmenden lernen von mir alles rund um das Fenster. Die Themen der Kurse reichen vom Einfluss der unterschiedlichen Rahmenmaterialien über den Einbau der Produkte bis zur thermischen Bauphysik.
Was mir an meinem Beruf gefällt:
Es ist immer ein schönes Gefühl, wenn sich ein Objekt in der Schlussphase befindet. Man sieht die Fotos oder das Objekt in der Realität - und oft es ist einfach schöner als auf den Skizzen des Architekturbüros. Das ist ein Wow-Effekt, wenn man weiß, wie viel Arbeit dahintersteckt, wie viele Mitarbeiter daran beteiligt waren, wie viele Ideen wir einbringen mussten, um das überhaupt so herstellen zu können.
Spaß macht auch das breite Spektrum. Dass man im Fensterbau circa 70 Systeme unterscheidet und jedes System seine Vor- und Nachteile hat, macht den Job unglaublich interessant. Denn es gibt neben Holz- und Kunststoffrahmenmaterial in der Tischlerbranche auch Aluminium und Stahl für den Metallbauer. Daher haben wir eine große Metallbauwerkstatt, in der wir in enger Zusammenarbeit mit den Tischlern auch Metallbauer oder Konstrukteure ausbilden.
Die Herausforderungen:
Der Beruf an sich ist deutlich komplexer geworden als noch vor 30 oder 40 Jahren. Die Ansprüche der Kunden werden zunehmend höher. Feinere Oberflächen, ausgefallene Größen, schmalere Rahmenbreiten und eine zunehmende Veränderung des Klimas - auch in Deutschland - sind nur ein kleiner Auszug der heutigen Herausforderungen. Das zwingt uns als gesamtes Team weiter zu denken: Jeder einzelne Mitarbeiter, von der Planung bis zur Montage, spielt eine wichtige Rolle.
Was man für den Beruf mitbringen sollte:
Eine Ausbildung für Fensterbauer gibt es nicht. Alle unsere Auszubildenden lernen entweder den Beruf des Tischlers oder des Metallbauers, je nachdem, mit welchem Material man im späteren Leben lieber arbeiten möchte.
Wichtig für die Ausbildung sind ein gutes technisches Verständnis, dreidimensionales Denken und gute Computerkenntnisse, da viele Maschinen mittlerweile computergestützt arbeiten. Jedes Fenster, das bei uns hergestellt wird, enthält natürlich auch ein hohes Maß an Handarbeit. Handwerkliches Geschick und Können sind deshalb nach wie vor von hoher Bedeutung. dpa