New Work: Wie sich unsere Arbeitswelt verändert

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Komplex, anspruchsvoll und vielfältig: Neue Anforderungen erfordern ein Umdenken der Arbeitsweisen. Das stellt Unternehmen vor Herausforderungen.

09.03.2023

Nur wer arbeitet, darf auch essen", eine antiquierte Aussage, die längst überholt ist. Wo früher die Ausbeutung regierte und der Arbeitnehmerschutz kaum eine Rolle spielte, sind Unternehmen heute bemüht, die wertvolle Arbeitskraft ihrer Angestellten zu bewahren. Gerade in diesen Zeiten sind die Herausforderungen für Betriebe immens. Die digitale Transformation bringt tiefgreifende Veränderungen in den Unternehmensstrukturen mit sich. Durch die Entwicklungen der neusten Zeit hat sich ein rasanter Wandel durch unsere Arbeitswelt gezogen. Was lange undenkbar war, ist zur neuen Normalität geworden: Hybrides Arbeiten.

Was ist Hybrides Arbeiten?

„Unter hybridem Arbeiten versteht man mobile Arbeit im Homeoffice, Büroarbeit oder die Kombination aus mobilem Arbeiten. Dieses Modell bietet viel Freiheit, stellt aber auch neue Anforderungen an die Gestaltung der verschiedenen Arbeitsplätze“, erklärt Barbara Schwaibold, Pressesprecherin vom Industrieverband Büro und Arbeitswelt, kurz IBA.

Der Verband befasst sich mit der Vision „New Work" - der Arbeitsweise der Zukunft. Denn hinter den Kulissen wirken Entscheider und Akteure schon lange an der Vision der Arbeit von Morgen mit. Dies hat auch die „ORGATEC 2022" verdeutlicht. Die „ORGATEC" ist die Leitmesse für moderne Arbeitswelten, zu der sich Architekten, Berater, Einrichtungsplaner, Raumgestalter und viele mehr treffen. Hier bekommen sie ein Forum, diskutieren über Lösungen und stellen Trends und Konzepte vor.

Der Wert des Büros

Ein genauer Blick zeigt: Mit den neuesten Entwicklungen hat das Büro seine Stellung als Monopol zwar verloren, dennoch bleibt es wichtiger denn je. Schließlich ist es die Eintrittskarte und das Aushängeschild für Unternehmen. Es vermittelt einen ersten Eindruck und kann somit auch Fachkräfte und Talente für sich begeistern. Mit der Pandemie und dem Verbot, zusammen mit Kollegen im Büro arbeiten zu dürfen, hat sich auch der Anspruch der Mitarbeiter verändert.

Denn meistens stellt sich die Frage nicht mehr, ob mobil gearbeitet wird, sondern wie oft. Zugleich wächst bei Unternehmern gerade der Wunsch, ihre Mitarbeiter wieder häufiger vor Ort begrüßen zu dürfen.

Um die Menschen auch weiterhin für das Büro zu begeistern, lassen sich Firmen daher einiges einfallen: Manche schaffen ein gastfreundliches Ambiente, ähnlich einer Hotellerie oder einer Gastronomie.

Der Wohlfühlcharakter steht im Vordergrund, Sofalandschaften, Orte zur Kommunikation und Orte der Ruhe wie Think Tanks liegen im Trend. Ergonomische Lösungen wie zum Beispiel höhenverstellbare Schreibtische stehen hoch im Kurs. „Die Büros der Zukunft sind weniger starr, vielmehr flexibel und wandelbar", erklärt Barbara Schwaibold vom IBA. Ein Trend ist auch das Co-Working-Office. Hier kommen verschiedene Arbeitnehmer und Unternehmer verschiedener Branchen nach eigenem Ermessen zusammen, um an ihrem Projekt zu arbeiten.

Das unterstreicht auch die Trendstudie ,,Workspace Benchmark", von der Beratungsfirma Drees & Sommer in Auftrag gegeben. Demnach dient das Büro nach wie vor als wichtige Säule. Denn Menschen gehen ins Büro um andere Menschen zu treffen.

Schließlich möchte keiner nur daheim im stillen Kämmerlein hocken. Teamarbeit und die direkte Kommunikation bleiben relevant.

So blieben die Kollegen auch in Zeiten leerer Büroräume vernetzt und digital kommunikativ. 93 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass mobiles Arbeiten auch künftig ein fester Bestandteil bleibt. Es wird deutlich, dass Mitarbeiter gerne ins Büro gehen, wenn sie für sich entscheiden dürfen, wie oft sie dorthin möchten. Manche Unternehmen reagieren darauf und gestehen ihren Mitarbeitern mehr Autonomie, Unabhängigkeit und flexiblere Arbeitsmodelle zu. Immer beliebter wird das ,,Desk-Sharing"-Prinzip.

Laut Studie erhielt es mit 66 Prozent mehr Zuspruch als in der Vergangenheit. Der Grund: Mitarbeiter sind eher bereit, einen Platz im Büro mit anderen zu teilen, wenn sie nicht immer vor Ort arbeiten müssen.

„Nach wie vor gibt es viele Gründe, ins Büro zu gehen. Sei es sich mit den Kollegen zu treffen, Ideen auszutauschen, gemeinsam und intensiv an einem Projekt zu arbeiten oder einfach nur, um von guten Arbeitsbedingungen zu profitieren.", sagt Barbara Schwaibold.

Zugleich bemerkt sie: „Viele Büros sind noch nicht auf die neuen Anforderungen ausgerichtet".

Das moderne Büro

Das Gesicht der modernen Büros verändert sich. Traditionelle, verstaubte Büros gehören immer häufiger der Vergangenheit an. Im Trend liegen:

> Offene Bürokonzepte: Moderne Büros haben keine festen Bürowände und Türen und setzen stattdessen auf offene Konzepte, die die Zusammenarbeit, das Miteinander und Kommunikation unter den Mitarbeitern fördern.

> Technologie: Es kommt fortschrittliche Technologie zum Einsatz, darunter moderne Computersysteme, Projektoren und Smartboards bis hin zu Virtual-Reality-Systemen. Je nach Bedarf des Unternehmens.

> Umweltfreundlichkeit: Immer mehr Menschen legen einen großen Wert auf Nachhaltigkeit und so setzen auch die Betriebe immer häufiger auf grüne Technologien wie Solarenergie und Regenwassernutzung.

> Flexible Arbeitsplätze: Der moderne Arbeitsplatz bietet ergonomische Lösungen wie höhenverstellbare Schreibtische. Stehpulte, Sitzbänke und Loungemöbel, die es den Mitarbeitern ermöglichen, ihre Arbeit in einer bequemen Haltung auszuführen. Dies steht bei den Unternehmen hoch im Kurs.

> Gemeinschaftsräume: Moderne Büros verfügen meist über Gemeinschaftsräume wie Küchen, Lounges und Spielräume, die für Pausen, Gespräche und den Informationsaustausch untereinander genutzt werden können.

> Natur- und Kunst: Das Büro von Morgen ist auch ein Ort, an dem der Komfort im Mittelpunkt steht. Aus diesem Grund sehen viele Raumkonzepte oft Naturund Kunstelemente vor, um ein angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen.

TEXT MARIE-THERESE GEWERT;
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